Siedler räumen Häuser

■ Der Konflikt um besetzte Gebäude in Ras al-Amud endet mit Kompromiß

Jerusalem (taz) – Die Besetzung zweier Häuser im arabischen Viertel Ras al-Amud in Ost-Jerusalem durch israelische Siedler endete gestern mit einem vorläufigen Kompromiß. Auch wenn eine offizielle Bestätigung gestern nachmittag noch ausstand, galt als sicher, daß die Siedlerfamilien die Gebäude räumen würden. Im Gegenzug bestätigte die israelische Regierung das grundsätzliche Recht der Siedler, in Ras al-Amud zu wohnen und dort eine Siedlung zu errichten. Anstelle der Familien werden neun Yeshiva-Studenten in die Häuser einziehen und die israelische Präsenz demonstrieren.

Die Vereinbarung wurde gestern am Rande einer Verhandlung vor dem Obersten israelischen Gerichtshof erzielt. Der Hausbesitzer, US-Millionär Irving Moskowitz, hatte eine Eingabe eingereicht, die der israelischen Regierung eine gewaltsame Räumung der Häuser untersagen sollte. Nach einem Bericht des israelischen Rundfunks stand das Gericht kurz vor der Entscheidung, dieser Eingabe stattzugeben. Nach den Verhandlungen zwischen den Anwälten der Regierung und der Siedler setzte das Gericht seine Anhörung aus. Laut Fernsehberichten feierte Moskowitz den Kompromiß mit anderen Siedlern als persönlichen Erfolg. Der Führer der Siedler, Matti Dan, erklärte, es sei wichtig, daß es keine gewaltsame Räumung gebe und der Anspruch der jüdischen Siedler auf ganz Jerusalem gewahrt bleibe.

Die Palästinenser lehnten den Kompromiß grundsätzlich ab. Palästinenserpräsident Jassir Arafat verlangte gestern erneut, daß alle Siedler die Häuser räumen und das Viertel verlassen. Am Vormittag hatten palästinensische Schüler gegen die Besetzung der Häuser demonstriert. Sie wurden von der israelischen Polizei zerstreut. Die Polizei befürchtet, daß es nach dem heutigen Freitagsgebet auf dem Tempelberg zu neuen Konflikten in Ras al-Amud kommen wird. Georg Baltissen

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