Zehn Tote bei Attentat in Kairo

■ Die meisten Opfer sind deutsche Touristen

Kairo (taz) – Mindestens zehn Tote, darunter neun Deutsche, und weitere 17 verletzte Touristen forderte gestern mittag ein Anschlag auf einen Touristenbus im Zentrum Kairos. Insgesamt sollen sich 33 Reisende in dem Bus befunden haben. Drei Attentäter hatten einen vor dem berühmten Pharaonischen Museum geparkten Bus mit Molotowcocktails und Schußwaffen angegriffen. Zwei der Attentäter waren nach einem Schußwechsel mit der Polizei im Museumsgebäude verletzt festgenommen worden. Ein weiterer konnte fliehen. Die Identität der Attentäter wurde wenige Stunden nach dem Anschlag bekannt. Bei einem der Festgenommenen soll es sich um einen Ägypter handeln, der bereits 1994 an einem Attentat beteiligt gewesen sein soll. Er soll angeblich geistesgestört und nach Behördenangaben erst vor wenigen Tagen aus der Haft geflüchtet sein.

Wenige Minuten nach dem Anschlag herrschte absolutes Chaos in der Kairoer Innenstadt. Das Gelände um das Museum war weiträumig abgesperrt. Auf dem Parkplatz war ein ausgebranntes Buswrack zu sehen. Mehrere Dutzend Krankenwagen und Feuerwehrautos standen in Bereitschaft. Ein massives Polizeiaufgebot versuchte die Tausenden von Schaulustigen zurückzuhalten. Es kam dabei zu tumultartigen Szenen. Augenzeugen sprachen von einer wilden Verfolgungsjagd der Polizei, bei der zwei der Attentäter schwer verletzt wurden.

Vermutlich sind die „Gama'a Islamiya“, die sogenannten Islamischen Gruppen, für den Anschlag verantwortlich. Erst vor vier Tagen hatte ein Militärgericht in einem spektakulären Massenprozeß 72 Mitglieder der Gruppe abgeurteilt. Vier von ihnen erhielten die Todesstrafe, acht weitere wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Zuletzt wurden bei einem Anschlag auf Touristen im April vergangenen Jahres 15 griechische Touristen vor ihrem Hotel in Kairo niedergeschossen. Die Attentäter hielten sie für israelische Touristen. Karim El-Gawhary

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