Was nichts kostet, ist nichts wert

■ Krankenhaus-Praktikanten müssen für Arbeit bezahlen

Der Sparkurs des Senats treibt bizarre Blüten: Wenn vom Land kein Geld mehr kommt, werden inzwischen Praktikanten zur Kasse gebeten. Anfang Oktober beginnt für 20 Jugendliche das „pflegerisches Vorpraktikum“ am Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Lichtenberg. Problematisch dabei ist, daß die Praktikanten für ihre Arbeit in diesem Jahr nicht nur kein Geld mehr erhalten. Die sonst üblichen sechs- bis achthundert Mark, die ein Praktikant pro Monat verdiente, sind ersatzlos gestrichen.

Hinzu kommt, daß die Praktikanten neben ihrer kostenlosen Arbeitskraft jetzt auch 150 Mark im Monat zur Verfügung stellen müssen. Bei dem sechsmonatigen Praktikum läppert sich das zu einer stolzen Summe von immerhin 900 Mark. Grund für diese Geldbeschaffungsmaßnahme ist, daß der Senat vor einem Jahr beschloß, die Finanzierung für die 10 Pflegevorschulen auslaufen zu lassen, die zur Ausbildungsvorbereitung ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum anbieten.

Bernd Köppl, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, hält die Bezahlung des Praktikumsplatzes für eine „schamlose Ausnutzung der Ausbildungsnot Jugendlicher“. Schließlich würden in der Stadt noch immer rund 7.000 Lehrstellen fehlen. Gleichzeitig werde das Praktikum damit angepriesen, daß „die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einstieg in die Ausbildung verbessert werden“. Damit würden die Jugendlichen unter Druck gesetzt, sich so einer Ausnutzung zu beugen, bekräftigt Köppl. Auch die Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) kritisierte das Vorgehen des Krankenhauses.

Im Krankenhaus wird das anders gesehen. Nach der Streichung der Mittel wollte man nicht einfach das Praktikum wegfallen lassen, so Thomas Passauer, theologischer Direktor der Klinik. Deshalb würden jetzt für die Kosten für Lehr- und Lernmittel, die bei den sechs Stunden Fachunterricht in der Wochen anfallen, ein monatliches Entgeld von den Praktikanten eingezogen.

Die Schule für Gesundheitsberufe Berlin-Buch beweist, daß es auch anders geht. Auch hier wird das Praktikum trotz Streichungen des Senats weitergeführt. Allerdings müssen die 75 Praktikanten hier keinen Pfennig bezahlen. Einziger Unterschied zur bisherigen Praxis: Die Praktikanten müssen auch hier auf das monatliche Taschengeld von sechs- bis achthundert Mark verzichten. Corinna Budras