Schnarchnasendruck

Schnarchen macht vielleicht nicht blöd, aber einsam. Helfen Pflaster und Tennisbälle?  ■ Von Lisa Schönemann

Wer schnarcht, gibt mehr als 1000mal pro Nacht Geräusche von sich, die mit 23 Dezibel etwa der Lautstärke einer klappernden Schreibmaschine entsprechen. Richtige Kampfschnarcher erreichen gar die Phonstärke von Heimwer-kermaschinen. Die Folge: Futonteilende Bettgenossen machen auf der benachbarten Seite der Matratze kein Auge zu. Alsbald liegen die Nervenenden blank, und die Beziehungskiste wird tagsüber mit banalem Gezänk gefüllt.

Schnarcher leben gefährlich. Die nächtliche Geräuschkulisse führt nicht nur zu Vereinsamung, sie kann auch ein Warnzeichen für bislang unentdeckte Erkrankungen sein. Im schlechtesten Fall ist das Schnarchen ein Symptom für Schlafapnoe – wiederholte kurze Atemstillstände, die länger als zehn Sekunden dauern können. Einmal entdeckt, ist eine ausführliche Diagnostik in einem klinischen Schlaflabor unerläßlich. „Die schlechte Sauerstoffversorgung des Gehirns führt über die Jahre zwar nicht zwingend zur Verblödung“, beruhigt der Gießener Schlafforscher Wilfried Dimpfel. Viele Betroffene fielen aber tagsüber in einen Sekundenschlaf, „egal, ob sie am Steuer sitzen oder gerade Kaffee in einen Becher laufen lassen“. Beides könne gravierende Folgen haben.

Ausschließlich für den gesunden Schnarcher ist das Nasenpflaster gedacht, das Dimpfel gestern in Hamburg im Auftrag der Herstel-lerfirma vorstellte. Durch sanftes Öffnen der Nasenflügel soll die Nasenatmung erleichtert und das Schnarchen vermindert werden. „Breathe Right“heißt das Produkt, dessen Wirksamkeit der Pharmakologe im Schlaflabor nachgewiesen haben will. Vor dem Schlafengehen auf die (Schnarch-)Nase geklebt, soll es für wohltuende Ruhe sorgen.

Ob der Aufkleber nützlicher ist als die anderen rund 300 Methoden, den Krach im Schlafzimmer abzustellen, ist nicht überliefert. Die Wirkung der bekannten Hausmittel wie Treten, Kratzen oder Nasezuhalten wurden bislang nicht empirisch untersucht. Erste-Hilfe-Kundige können den Partner in die stabile Seitenlage bringen, um zu einem ungestörten Nickerchen zu kommen. Auch ein drückender Tennisball soll, dem Schnarcher unter den Rücken geschoben, Wunder bewirken.

Im Alter, „also ab 35 Jahre“, hat der Forscher herausgefunden, nehme das nächtliche Sägen zu. 60 Prozent der Männer schnarchen ebenso unermüdlich wie 40 Prozent der Frauen. Übergewichtige mehr als schlanke Menschen, Gelegenheitstrinker mehr als Abstinenzler. Denn der „kleine Drink vor dem Schlafengehen“könne die Frequenz des Schnarchens enorm erhöhen, so die Warnung Dimpfels gegen hochprozentigen Dimple als Schlummertrunk.