Künftig ohne Plutonium

■ Rußland stoppt Produktion bis zum Jahr 2000. Lob von US-Vizepräsident Al Gore

Moskau (dpa) – Die USA und Rußland haben den Stopp der Produktion von waffentauglichem Plutonium bis zum Ende des Jahrzehnts vereinbart. Dies teilte der US-Vizepräsident Al Gore nach Gesprächen mit Rußlands Ministerpräsident Tschernomyrdin in Moskau mit. Drei russische Reaktoren würden auf zivile Produktion umgerüstet, sagte Gore, der die Vereinbarung als einen „wichtigen, vielleicht sogar historischen Schritt“ bezeichnete. Infolge der atomaren Abrüstung verfügt Rußland über große Mengen an Waffenplutonium. Einer Vereinbarung von 1993 zufolge soll Rußland innerhalb von 20 Jahren 500 Tonnen hochangereichertes Uran aus Atomsprengköpfen aufarbeiten und an die USA liefern.

Die wirtschaftlichen Aussichten Rußlands bewertete Gore optimistisch. „Ich erwarte eine Investitionswelle“, sagte er. Voraussetzung hierfür seien die „Verabschiedung eines neuen Steuergesetzes, der Schutz geistigen Eigentums und Erfolg bei der Bekämpfung von Korruption und Kriminalität“. Gemeinsam mit Tschernomyrdin unterzeichnete Gore eine Erklärung über die Arbeit der Kommission für wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit beider Länder bis zum Jahr 2000. Zum Problem der Lieferung russischer Atomtechnik an Iran und die Sorge über Berichte, aus Rußland gelange Technologie für den Bau ballistischer Raketen nach Iran, sagte Gore: „Ich habe keine Zweifel, daß die Ziele Rußlands und der USA in dieser Frage identisch sind. Wir teilen die Sorgen über die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen und von Technik, die bei der Entwicklung solcher Waffen eingesetzt werden kann.“ Tschernomyrdin betonte, Rußland werde an seinen Verpflichtungen festhalten. Russische Unternehmen bauen das AKW in Buschir in Iran fertig, das von der heutigen Siemens- Tochter KWU begonnen worden war. Medienberichte über die Lieferung von Raketentechnologie hatte Moskau stets dementiert.