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Rätsel in Pritzwalk

■ Festnahmen wegen versuchten Mordes. Wer brachte Opfer ins Hospital?

Berlin (taz) – Ein zweiter Rechtsradikaler wird im Zusammenhang mit dem Überfall im brandenburgischen Pritzwalk am letzten Donnerstag des versuchten Mordes beschuldigt.

Der 20jährige stellte sich am Wochenende der Polizei. Ebenfalls des versuchten Mordes beschuldigt wird ein bereits seit Freitag inhaftierter 35jähriger. Diese beiden Haupttäter stammen aus Potsdam und dem Landkreis Teltow-Fläming. Fünf weitere Randalierer und eine 22jährige Frau, die in Pritzwalk leben, sind wegen schweren Landfriedensbruchs ebenfalls in Haft. Obwohl die Beschuldigten einen politischen Hintergrund ihrer Tat leugnen, geht die Staatsanwaltschaft von einem rechtsradikalen Motiv aus. Weitere Festnahmen seien zu erwarten, so Oberstaatsanwalt Gert Schnittcher gestern.

Warum die Polizei am 18. September erst so spät am Tatort erschien, bleibt unklar. Eine Horde Skinheads hatte eine Punkband, die im städtischen Volkshaus probte, angegriffen. Zwei Musiker liegen noch heute im Krankenhaus, einer mit schweren Schädelverletzungen. Die Polizei kam erst zum Tatort, als die Opfer schon im Krankenhaus behandelt wurden. Polizeipräsident Kiemße sagte der taz, der Rettungsdienst habe seine Beamten nicht informiert. Die zuständige Einsatzleitstelle im benachbarten Perleberg gibt hingegen an, gar keinen Notruf erhalten zu haben. „Wir waren dort definitiv nicht im Einsatz“, sagt Herbert Lehmann vom Rettungsdienst Landkreis Prignitz. Die verletzten Opfer sind von Freunden in die nahe gelegene Ostprignitz-Klinik gebracht worden, wie diese berichten. Die Polizei ging aber auch gestern noch vom Einsatz eines Krankenwagens des Rettungsdienstes aus.

Zwei Bürger hatten bereits vor dem Überfall telefonisch rechte Jugendliche in der Stadt gemeldet. Drei Funkstreifenwagen konnten jedoch die 20 bis 25 randalierenden Rechten in der Kleinstadt nicht finden. Robin Alexander

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