Die Freilegung des Würstchens im Manne

■ Franz Wittenbrinks bösartig schöner Musikabend Männer im Schauspielhaus

Ob die Sekretärinnen nach diesem Abend noch vom Traummann träumen werden? Nach den Programmen Fremd..., Mondsüchtig und Sekretärinnen holt Franz Wittenbrink jetzt die Männer auf die Bühne. Und das, so muß man vermuteten, wird diese nicht im besten Licht präsentieren.

Wittenbrinks Liederabende sind bereits fester Bestandteil im Spielplan des Schauspielhauses. Angefangs kleine Kantinenproduktionen, wurden sie aufgrund begeisterter Nachfrage ins Große Haus umgesiedelt. Typisch für die Liedprogramme ist, daß sie eigentlich Stücke sind – das heißt, Figuren haben und Geschichten erzählen. Die Auswahl der Musik zeichnet sich nicht zuletzt durch Bandbreite aus: von Opernarien über Joe Cocker und Queen bis zum Volkslied ist auch bei Männer alles dabei.

Wittenbrink – seit drei Jahren Musikchef am Schauspielhaus – wuchs im Internat auf, wohl einer der typischsten Männergesellschaften. Die Idee, mit dem Thema des starken Mannes zu spielen, hatte er dementsprechend schon sehr lange. Die Lust an diesem Thema besteht für ihn jedoch insbesondere in der „Freilegung des kleinen Würstchens“– den schwachen Seiten im Manne. So beschreibt er Männer als eine „bösartige Betrachtung von archaischen Verhaltensweisen, die männertypisch sind. Liebevoll bösartig. Aber bösartig schon!“– und lacht schadenfroh. Nachdem in Sekretärinnen neun Frauen die Bühne dominierten, sind es jetzt acht Männer, die die mannigfaltigen Klischees verschiedenartig interpretieren.

Bewußt setzt Wittenbrink „Männer in der Blüte ihrer Jahre“ein, um zu zeigen, daß „Kindergarten- und Schulmechanismen bei Männern mit 50 noch genauso ablaufen“. Doch hinter den Klischees gelangt immer wieder das Menschliche der Figuren an die Oberfläche – die Mauer des abgeklärten Zynismus fällt. So erscheinen die Mannsbilder „grauenhaft trostlos und grauenhaft komisch“zugleich. Wittenbrink setzt auf „Lachen und Ironie als Weg der Erkenntnis“. Tragische Geschichten über Männer, die entgegen allen Klischees auch mal den „Schlappschwanz“raushängen lassen dürfen. Über Männer, die auch manchmal einfach mal nur zum Heulen sind.

Maria Brombacher

Premiere: Samstag, 27. September, 22 Uhr, Schauspielhaus