Prügelnde Securitas

■ Wachmann muß wegen Mißhandlung eines Schwulen 4.500 Mark zahlen

Eigentlich ist Jens L. erleichtert, daß er seinem Peiniger nicht noch einmal gegenübertreten mußte. „Genugtuung, daß er zur Strafe Geld zahlen muß, habe ich trotzdem.“4.500 Mark muß ein ehemaliger Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes Seck Service GmbH dafür zahlen, daß er den homosexuellen Jens L. zusammenschlug und mit schwulenfeindlichen Sprüchen beschimpfte. Zu seinem Prozeß war der rabiate Wachmann gestern nicht erschienen. Damit wurde ein Strafbefehl über die 4.500 Mark wirksam. Seinen Kollegen, der die Mißhandlung mit dem Spruch „Scheiß-Schwule“begleitet haben soll, sprach das Amtsgericht frei.

Es war ein Abend im August vergangenen Jahres, als Jens L. mit dem Fahrrad durch den Gustav-Mahler-Park am Dammtor-Bahnhof radelte. Der schmale Grünstreifen ist ein Treffpunkt von Schwulen. Dunkel lag der Park damals im Schatten der großen, weiträumig abgesperrten Baustelle am Cinemaxx-Kino. Bewacht wurde der Bau von den beiden Mitarbeitern der Firma Seck. Diese stellten sich Jens L. abrupt in den Weg, leuchteten ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht und fuhren ihn an: „Was machst du hier?“Kaum hatte Jens L. „das geht euch gar nichts an“erwidert, da traf ihn ein Faustschlag ins Gesicht. Er taumelte, fiel zu Boden, hörte noch ein hämisches: „Zeig uns ruhig an, euch Scheiß- Schwulen glaubt doch sowieso niemand.“Zwei zufällig in der Nähe stehende Männer eilten ihm zu Hilfe. „Wären sie nicht dagewesen, wäre es eskaliert“, meint Jens L. So konnte er sich schließlich aufrappeln und mit einem weiteren „Scheiß-Schwule“in den Ohren das Weite suchen. Er mußte sich mit einer Schädelprellung krankschreiben lassen.

Jens L. erinnert sich genau, daß der eine Wachmann ihn mißhandelte, während der andere, der gestern vor dem Amtsgericht erschien, ihm die Worte „Scheiß-Schwule“zuraunte. Bewiesen werden konnte das nicht, und so wurde Wachmann Nummero zwei vom Vorwurf der Beleidigung freigesprochen. Jens L.: „Mein Freund und Helfer war der aber auch nicht.“

Elke Spanner