■ Vorlauf
: Hauptsache Titten auf dem Bildschirm

Themenabend: „Sex ohne Grenzen“, ab 20.45 Uhr, arte

„Das jahrtausendealte Geschäft Sex boomt wie nie zuvor. Tabus fallen wie Blätter im Wind, die Angebote kennen immer weniger Grenzen. Die schrankenlose Sucht nach Lustgewinn und -erfüllung treibt immer mehr Männer...“ ...vor ihre Fernsehgeräte.

Dort sehen sich die lustgepeinigten Opfer schrankenloser Pressetexte dann Dokumentationen an. Dokumentationen, die schamlos heuchlerisch Information über „Das Milliardengeschäft mit der Lust“ anbieten – und dann wird doch wieder nur eine Sexmesse in Spanien gezeigt, und es ist klar, worum es Drahtziehern und Zuschauern wirklich geht: Titten auf dem Bildschirm.

Halt, halt, wir sind doch hier nicht bei „Liebe Sünde“, „Wa(h)re Liebe“, „Peep“ oder „SpiegelTV“! Das hier ist doch ein arte- Themenabend, und der sollte doch neben der Bilderflut aus diversen Lustgärten noch etwas tiefere Information vermitteln und ein bißchen langweilig sein! Tut er ja auch. Ist er ja auch.

Der Abend beginnt mit „Gekaufte Bräute“ (20.45 Uhr), einem deutschen Fernsehfilm um eine Fotografin, die bei Glatteis eine junge Thailänderin überfährt und nun nach ihrer Identität sucht. Mit „Die gekaufte Lust: Vier Variationen“ (22.15 Uhr) folgt die dokumentarische Darstellung des ganz normalen Prostituiertenalltags. „Gerne läßt sich die Branche nicht in die Karten schauen“, brüstet sich der Pressetext zu „Netzwerk der Sexperten“ (23.15 Uhr), denn „jenseits des Rampenlichts regieren kühle Geschäftspraktiken“. Siebzig Minuten wird uns dann neben einigen Körperteilen enthüllt, daß der Pornomarkt eine harte Branche ist, mit der sich viel Geld verdienen läßt.

„Electronic Affairs“ (0.25 Uhr), letzter Beitrag des Abends, zeigt denen, die davon nach inzwischen bald fünf Jahren Medienrummel immer noch nichts gehört haben, den Cybersex. Und während arte „sich in Schaftstiefeln, Lack und Leder zum Sprung ins nächste Jahrtausend bereit macht“ (Pressetext), wird daheim an den Fernsehgeräten bereits selig und züchtig geschlafen.Stefan Kuzmany