Buchhändler gegen Menschenrechtler

■ Hugendubel weist den Vorwurf der Mißhandlung von Manquel Tejeda durch die Ladendetektive einer Filiale zurück

Frankfurt/Main (taz) — Der Geschäftsführer der Münchner Buchhandelskette Hugendubel, Thomas Nitz, kam gestern eigens in die Frankfurter Filiale, um Stellung zu nehmen zu den Vorwürfen gegen sein Haus. Er wehrte sich gegen den Menschenrechtler und Frankfurter Universtätsdozenten Manquel Tejeda, der die Detektive von Hugendubel angezeigt hatte, weil sie ihn am 27. August des Ladendiebstahls verdächtigt und anschließend im zweiten Stock verprügelt hätten (taz vom 22.9.). Nichts davon, so Nitz, sei wahr: „Keiner hat den Kunden beleidigt, verletzt oder auch nur angefaßt.“ Der Vorwurf treffe die Firma, die „ein multikulturelles Haus“ sei, „bis ins Mark“. Usus sei es vielmehr, bei der Beobachtung eines vollendeten oder beim berechtigten Verdacht eines Diebstahls zu warten, bis der Kunde das Haus verlassen habe, ihm dann höflich den Dienstausweis zu zeigen, ihn um den Kassenzettel zu bitten und sich bei einer Fehldiagnose zu entschuldigen.

Kriterium für den Verdacht sei es zum Bespiel, wenn jemand sich dauernd nervös umschaue. Diebstahl sei, so der Öffentlichkeitsreferent Joachim Hauser, „kein Kavaliersdelikt“. Gestohlen werde bei Hugendubel „quer durch alle Bevölkerungsschichten“. Es seien auch schon ein Landgerichts- und ein Universitätspräsident dabei erwischt worden.

1996 habe die Firma Hugendubel, die gerade in Berlin eine Filiale eröffnet hat, insgesamt 265 Anzeigen erstattet. Die Trefferquote der Detektivfirma liege bei 50 Prozent. Für die Verletzungen von Tejeda, die dieser sich von einem Arzt bescheinigen ließ, hatte Filialleiter Peter Kaiser auch gestern keine einleuchtende Erklärung. Es sei aber unwahr, daß Tejeda in einem Raum mit den Detektiven allein war, denn die Tür zu dem Zimmer habe offengestanden.

Tejeda, der aus Chile stammt und dort vom Militärregime Pinochet gefoltert worden war, sei ohne jeden Grund in den Laden gerannt, habe geschrien, habe „wahllos Kunden und Mitarbeiter“ angesprochen und behauptet, er sei mißhandelt worden.

Tejeda bleibt weiter bei seiner Darstellung und ruft zum Boykott von Hugendubel auf. Mittlerweile haben sich zahlreiche Organisationen und Einzelpersonen mit ihm solidarisiert, darunter auch der World University Service. Tejeda vertritt sowohl dessen deutschen Verband als auch den weltweiten Zusammenschluß von sechzig Universitäten in der Menschenrechtskommission der UNO. Außerdem protestierten die IG Medien, SOS Rassismus, Pax Christi und spanische Journalisten.

Heide Platen