Dieses ewige Rauf und Runter

■ Fabian Ahrens, Puckjäger bei den Hamburg Crocodiles, über Druck, Zuschauer und Geld

Mit seinen gerade einmal 27 Jahren ist Fabian Ahrens schon ein alter Hase. Seit einem Jahrzehnt spielt er professionell Eishockey, unter anderem schon in Timmen-dorf und Adendorf bei Lüneburg. Für Wedemark trat er vergangene Serie sogar noch in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an, der höchsten deutschen Spielklasse. Mit den Crocodiles aus Farmsen will sich Fabian Ahrens jetzt über die 1. Liga Nord für die eingleisige Bundesliga qualifizieren.

taz: Die Crocodiles sind einer der Meisterschaftsfavoriten. Wird die Mannschaft den hohen Erwartungen gerecht werden?

Fabian Ahrens: Bei unserem guten Kader ist es logisch, daß auf uns ein hoher Druck lastet. Das haben wir schon an der Intensität der Vorbereitung gemerkt. Unser neuer Trainer, Bob Burns, hat uns alles abverlangt. Er steht auch selbst unter Erfolgsdruck. Kein Wunder bei den vielen spektakulären Einkäufen. Die Leute wollen etwas sehen, das spüren wir ganz deutlich.

Wie groß ist das Zuschauerpotential für Eishockey in Hamburg?

Nach oben gibt es keine Grenze. Ich vergleiche das immer mit den Blue Devils (Besucherschnitt beim Football rund 10.000; die Red.). Das ist nur Entertainment, das Sportliche ist langweilig. Die meisten Zuschauer wissen gar nicht, was auf dem Spielfeld vor sich geht.

Wie kommen Sie zu einer so optimistischen Einschätzung? Professionelles Eishockey ist in Hamburg schon mehrfach gescheitert.

Das ist richtig, ich bin quasi ein Kronzeuge für das Auf und Ab und war zweimal dabei, wie alles den Bach runterging. Erst Ende der 80er mit dem 1. EHC Hamburg. Da sind wir, genau wie jetzt, in die zweithöchste deutsche Spielklasse aufgestiegen. Es wurden Riesenleute eingekauft, wir hatten eine Supermannschaft. Am Ende war kein Geld mehr da. Mit dem HSV lief es vor zwei Jahren ähnlich. Es ist hier ein grundsätzliches Problem mit dem Image des ewigen Rauf und Runter im Eishockey.

Sie wollten noch erklären, warum es jetzt dauerhaft klappen wird.

Weil wir mit Klaus-Peter Jebens (der Hauptsponsor; die Red.) jetzt einen zuverlässigen Besitzer haben. Das ist ähnlich wie in Nordamerika. Jebens findet einfach Eishockey toll, setzt den finanziellen Rahmen und will, daß die Arbeit 100prozentig gemacht wird.

Will er nicht auch Geld verdienen?

Das spielt bei ihm nur im Hintergrund mit. Er will Eishockey in Hamburg pushen ...

... um ein Argument für seine angedachte Großhalle in Rahlstedt zu haben.

Vollkommen klar. Er hatte sich ja auch beworben. Jetzt sollen alle sehen: Der Jebens macht und macht und macht, obwohl er sich mit seinem Standort nicht durchsetzen konnte.

Wie sieht es denn in anderen Erstliga-Städten aus?

Viele Vereine stehen auf wackligen Beinen. Höchstens zehn Clubs haben Ambitionen auf die eingleisige Bundesliga und auch das Geld dafür. Man darf den Kostenaufwand nicht unterschätzen, nicht zuletzt durch die weiten Auswärtsfahrten.

Dann gibt es auch noch die DEL. Wie wollen die Erstligisten gegen diese Konkurrenz ankommen?

Der Ruf der DEL ist angekratzt. Ich hoffe, daß man auf die erste Liga aufmerksam wird, die vielleicht sportlich nicht so attraktiv ist, aber dafür andere Qualitäten hat.

Welche?

In der DEL ist wegen der vielen Verpflichtungen ausländischer Spieler nicht mehr so viel Platz. Darum müssen viele Profis, selbst deutsche Nationalspieler, in die erste Liga gehen, um regelmäßig spielen zu können. Für den Nachwuchs ist es noch schwieriger. Früher konntest du als Junior bei den ersten Herren mittrainieren. Ich habe mit 17 Jahren beim 1. EHC als jüngster Spieler der Oberliga mitgespielt.

Und was rechnen Sie sich aus? Die Konkurrenz bei den Crocodiles ist groß, nur noch vier deutsche Spieler sind im Kader.

Ich werde mich durchsetzen.

Fragen: Sascha Engling

Braunlager EC Harz – Crocodiles: heute um 20 Uhr Crocodiles – Herner EV: Sonntag um 19 Uhr, Eishalle Farmsen (Berner Heerweg 152)