■ Urdrüs wahre Kolumne
: „Sail away...!“

Alles was recht ist: Als der AfB-Ehrenhäuptling Friedrich Rebers noch fit wie ein Old-School-Turnschuh war, löste sein Erscheinen überall in der Stadt wahre Freude aus. Da waren Blasmusik und Herrengedeck nicht fern, da war man bremisch-heiter durch und durch, und wenn nicht gerade der Grünkohl dampfte, dann gackerte das Stubenküken auf dem Teller, und für Musen und Müßiggänger hatte er stets ein offenes Ohr. Grund genug für manche, den Arbeitern für Bremen auch dann eine Stimme zu geben, wenn sie bei der Bürgerpark-Tombola nie mehr als ein Packung Cornflakes gewonnen hatten. Diesem jovialen Gentleman („von Herzen gute Besserung!“) nun aber bei der AfB einen sinistren Kronprinzen und Schattenmann wie Frank A. Haller nachfolgen zu lassen, bei dessen bloßem Erscheinen sich der „Kaiser Friedrich“vermutlich wie von selbst leert – das in der Tat ist bitter Unrecht und mit keinem Kümmerling der Welt vergessen zu machen!

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Seit der Chef der grünen Flaschen als neuer Wirtschaftssenator nominiert wurde, habe ich Hoffnung auf einen Erfolg des Abenteuers Bremer Musical: Das derzeit avisierte potentielle Pleiteprojekt wird gekippt und durch eine Musical-Version von „Moby Dick“ersetzt. Josef Hattig stiftet seinen Reklame-Onkel Joe Cocker für die Rolle des Käpt'n Ahab, und als Bühnenbild gibt es den Nachbau des bierschwankenden Beck's-Windjammers mit den grünen Segeln. Wenn sich dann noch Peter Kudella und Jens Eckhoff mit mir um die Rolle des weißen Wals streiten, könnte die Sache klargehen. Sail away...

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Wer in Zukunft gefälschte Unions-Flugblätter in Umlauf bringt, sollte bitte zuvor bei kompetenter Stelle um orthografische und/oder grammatikalische Formulierungshilfe nachsuchen: Herrschende Ideologien wollen wir denunzieren und nicht den zunehmenden Analphabetismus! Ansonsten nur weiter so. Irgendjemand muß ja das gähnende Loch füllen, das der beklagenswerte Abgang des Hönkelmagazins Bambule in der Bremer Medienlandschaft hinterlassen hat.

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Am 3. Oktober wird die Einführung des Solidaritätszuschlags gefeiert. Mitten in der alten und neuen Reichshauptstadt aber gibt es am selben Tage noch eine andere große Fete: Zehn Jahre Kilkenny Irish Beer in Deutschlad. Das Motto dieser feuchtfröhlichen Jubelparty dürfte nicht nur den pastoralen Stasi-Kämpen Joachim Gauck alarmieren: „Zisch rot! Der Schluck gegen die Farblosigkeit!“Seilschaften allüberall...

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Nachdem die Bullizei im Auftrag irgendwelcher Ausländeramtsleiter im niedersächsischen Uchte eine kurdische Flüchtlingsfamilie mit dem Feuerwehrschlauch (!) aus dem Kirchenasyl vertrieb, äußerte Sup-erintendent Christoph Schomerus ziemlich flügellahm, daß er nunmehr traurig, das Polizeivorgehen aber rechtens sei. Wie groß hingegen das Vertrauen in den gerechten Gott als Schöpfer aller Dinge seitens der Nonnen in der Benediktinerinnen-Abtei von Dinklage bei Vechta: Als aus ihrer Abtei ein ukrainischer Asylsuchender verschleppt wurde, leisteten sie Widerstand und erreichten per Sitzstreik, daß dessen Frau und Kind bleiben durften und der Mann wenig später zurückkehren konnte. Hoch die Tassen für die Bräute Christi – Schimpf und Schande über verzagte Lutherböcke!

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Eltern debattieren auf dem Spielplatz die diversen Befindlichkeitsstörungen ihrer Kinder, während diese zwischen Rutsche und Klettergerüst ihrer Bestimmung nachgehen. Kommt eines zwischendurch zur Bank mit diversen Muttis und wenigen Vatis, durchstöbert die zum kollektiven Verzehr bestimmten Essensvorräte und fragt schließlich nach „irgendwas mit Schokolade“. Als Alternative will man ihm daraufhin den schlichten Butterkeks andienen, doch da wehrt das kluge Kind entschlossen ab: „Da bin ich allergisch ohne Schokolade.“

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Und morgen kommt die neue taz. Ob es das ist, was uns im Jahre acht der deutschen Einheit noch gefehlt hat? fragt sich

Ulrich „Redsox“Reineking