Nachgefragt
: „Nicht zu früh“

■ Eine Mutter zum Kultusminister-Plan

Ulrike Böckmann ist Mutter von zwei Kindern. Ihr sechsjähriger Sohn wurde gerade eingeschult. Wir befragten sie zu den Plänen für eine neue Schulpflicht.

taz: Wie früh sollten Kinder eingeschult werden?

Ulrike Böckmann: Nicht zu früh. Es tut Kindern gut, ihre Freiheit noch ein bißchen genießen zu können. Der Streß kommt früh genug.

Ihr Sohn ist aber auch gerade erst eingeschult worden und ist erst jetzt sechs Jahre alt geworden?

Das haben wir nur gemacht, weil er zunächst nur die Vorklasse besucht. Er ist also noch nicht richtig in der ersten Klasse.

Ein Jahr länger wollten Sie also nicht warten?

Das lag daran, daß unser Sohn nicht so gern in den Kindergarten gegangen ist. Es wurden aber auch viele Freunde von ihm angemeldet, und um nichts zu versäumen, wollte ich ihn schon anmelden.

Also war doch etwas Druck dabei. Druck, der auch durch eine frühere Einschulungspflicht entstehen könnte?

Eigentlich schon; wenn ich es mir richtig überlege, war das schon ein bißchen so.

Dabei ist für Eltern eine frühere Einschulung eher belastend.

Eine Freundin von mir hat ihren Sohn erst ein Jahr später einschulen lassen, der Junge ist jetzt erst sieben geworden. Denn sie wußte, daß er im Kindergarten am Tage lange gut aufgehoben ist. In der Schule sind die Kinder in der ersten Klasse am Tage ja nur sehr kurz.

Laut Statistik geht der Trend tatsächlich zu einer späteren Einschulung. Dem soll wohl durch die neue Regelung entgegengewirkt werden.

Den Trend, daß die Leute ihre Kinder lieber erst mit sieben Jahren einschulen, habe ich auch festgestellt. Aber jetzt wurden die Kitagebühren doch so drastisch erhöht. Da sagen sich tatsächlich plötzlich viele Eltern: Was soll ich noch diese 350 Mark jeden Monat bezahlen, schule ich mein Kind doch lieber ein. Da braucht man so eine neue Regelung doch irgendwie gar nicht. Fragen: Katja Ubben