Regisseur der linken Attacken

■ Peter Mandelson, ein fernsehgerechter Exstalinist, hat die britische Labour Party mit seiner Kampagne zum Erfolg geführt

Zu Peter Mandelson hatte der frühere Labour-Chef John Smith eine eindeutige Meinung: Der Kerl sei so schlau und hinterhältig, daß er sich wohl irgendwann in den eigenen Arsch kriechen werde. Smiths Nachfolger Tony Blair hingegen hat dieses Jahr mit Mandelsons Fertigkeiten einen der größten Labour-Wahlsiege der Geschichte eingeheimst.

Wenn nun die SPD neidisch auf Mandelson schielt, sollte sie allerdings nicht vergessen, daß Labour bei Mandelsons erstem Wahlkampf im Jahre 1987 eine verheerende Niederlage erlitt. Erst im Tandem mit dem gleichaltrigen Blair hat Labours Kommunikationschef seine von Smith als „schwarze Magie“ verteufelten Fähigkeiten richtig ausleben können. Mandelsons kühle Schläue kombiniert mit Blairs missionarischem Moraleifer sind unschlagbar – und aufeinander angewiesen.

Mandelsons Geheimnis ist sein Doppelgesicht. Als Jugendlicher um 1968 war er aktiv in der Kommunistischen Partei und ist daher mit allen stalinistischen Wassern gewaschen. Als Erwachsener lernte er beim Privatfernsehen die Techniken der Massenkommunikation. Diese Kombination prägt auch seine Politik: Einerseits der richtige Umgang mit den richtigen Leuten an den richtigen Stellen im Parteiapparat, andererseits der Umbau der Labour-Parteiorganisation zur Medienmaschine.

Labours Medienzentrum in Millbank an der Themse erlangte im Wahlkampf 1997 eine höhere Bedeutung als die eigentliche Parteizentrale. Hier saß der Supercomputer „Excalibur“, in dem Zitate aller wesentlichen Politiker gespeichert waren und der es Labour ermöglichte, mit sofortigen Gegenattacken Tory-Wahlkampfangriffe glänzend zu parieren und damit den Konservativen jeden Tag wieder die Schlagzeilen zu stehlen.

Bis heute stellt Mandelson New Labour unter eiserne Außenkontrolle: Kein nicht abgesegnetes Wort darf aus Apparat, Kabinett oder Parlamentsfraktion nach draußen dringen. Im Kabinett Blair ist Mandelson Minister ohne Geschäftsbereich. So kann er in alle Geschäftsbereiche hineinregieren. Seine Reise zur SPD erntete im konservativen Sunday Telegraph die Schlagzeile: „Mandelson heckt Kohls Sturz aus“.

Allerdings darf man sich fragen, wie ernst das alles ist. Diese Woche glänzte Mandelson in britischen Zeitungen mit hochnäsigen Überlebenstips an die Chefs von Liberalen und Tories in Großbritannien. „Statt unbedachter und unverantwortlicher Angriffe auf die Regierung sollten Sie bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, daß Sie aus Ihrer Niederlage gelernt haben“, schrieb Mandelson dem Tory-Chef William Hague. Die SPD kriegt wahrscheinlich andere Ratschläge. Dominic Johnson