USA bleiben bei der Mir

■ Neuer Astronaut fliegt doch samt Nachschub mit der Atlantis hoch

Berlin (taz/AP/AFP) – Noch nie hatte die Nasa eine derartige Entscheidung so lange hinausgezögert. Am Donnerstag gab sie endlich grünes Licht für den viermonatigen Aufenthalt von Astronaut David Wolf an Bord der russischen Raumstation Mir. Die Raumfähre „Atlantis“ sollte am Freitag planmäßig mit sieben Besatzungsmitgliedern einschließlich Wolf um 4.34 Uhr MESZ zur Mir gestartet sein, hieß es in Cape Canaveral. Zuvor hätten einige letzte Sicherheitsüberprüfungen stattgefunden. Wolf soll den Astronauten Michael Foale ablösen, der seit Mai im All ist und all die Pannen samt dem Auffahrunfall vom 25. Juni live miterlebt hatte.

Nach dem jüngsten vorübergehenden Computerausfall Anfang der Woche waren in den USA erneut Stimmen laut geworden, aus Sicherheitsgründen keine Amerikaner mehr zur Mir zu schicken. Die Nasa ist in der Zwickmühle: Wenn einem ihrer Astronauten etwas passiert, gäbe es Schwierigkeiten in der US-Öffentlichkeit, das kommende teure Raumstationsprogramm durchzusetzen. Die Mir bietet aber derzeit die einzige Möglichkeit für eine realistische Vorbereitung auf die internationale Raumstation – und kostet darüber hinaus im Raumfahrtmaßstab mit ein paar hundert Millionen Mark US-Beteiligung praktisch nichts.

Die Atlantis bringt eine Tonne Wasser und 1,5 Tonnen Nachschub samt neuem Bordcomputer zur Mir. Seit Mittwoch bereiten sich die drei Mir-Kosmonauten auf den Besuch vor. Sie hatten die Ventilation und den Sauerstoffgenerator wieder eingeschaltet. Auch Abfall und gebrauchte Geräteteile wurden in den Raumlaster Progress M-35 geräumt, um Platz für die Atlantis-Besatzung zu schaffen.

Nach dem ursprünglichen Plan sollten Atlantis und Mir sechs Tage lang aneinandergekoppelt bleiben. Vorgesehen waren auch eine Reihe von Experimenten im Spacehab-Labor und ein fünfstündiger Weltraumspaziergang. rem