Antwort liegt bei

■ Handelskammer befragt Betriebe, ob sie etwa nicht auch gegen Rotgrün seien

Verbände bieten eine Lobby für die Interessen ihrer Mitglieder. Die Hamburger Handelskammer macht da keine Ausnahme. Diese Unternehmensvertretung nun erinnerte sich turnusmäßig nach der Bürgerschaftswahl auch an ihre Basis und forderte alle Firmen auf, mittels eines Fragebogens Wünsche an den künftigen Senat zu äußern. Welche Interessen sie zu haben haben, diktierten die Vertreter den Vertretenen gleich mit in die Feder: Die genehmen Antworten liegen der Einfachheit halber gleich bei.

So sollen die Firmen ankreuzen, ob sie im Falle einer Koalition aus SPD und GAL und „einer dadurch bedingten Verschlechterung des wirtschaftspolitischen Klimas“ihre „Investitionspläne reduzieren“oder gar „eine Standortverlagerung in Betracht“zögen. Die angebotenen Antworten sind abschließend. Nicht vorgesehen ist zum Beispiel, Rotgrün nicht für den Untergang des Abendlandes zu halten.

Dafür vieles mehr. So dürfen die Firmen kundtun, daß auch sie den „Verzicht auf überzogene Anforderungen an den Umweltschutz“herbeisehnen, eine „weitere Verhinderungs- und Verdrängungsstrategie im Straßennetz“fürchten und die Zeit für eine „intensivere Strafverfolgung durch die Justiz“reif sei. Die „P+N Offsetdruck KG“verweigerte der Kammer das Ja-Wort. Die Umfrage sei „äußerst tendenziös und daher abzulehnen“.

Auch beim Pendant für Handwerksbetriebe, der Handwerkskammer, verwahrte sich diese Woche eine Firma gegen die Vereinnahmung durch die Verbandsleitung: Nachdem diese sich für eine große Koalition ausgesprochen hatte, verlangte „ad fontes“, „daß Ihre Stellungnahme nicht ganze Teile der Handwerkerschaft ausgrenzt“. In beiden Verbänden sind Betriebe zwangsweise Mitglied.

Die tendenziöse Befragung wird allerdings ohnehin folgenlos bleiben. Denn schon bevor die Fragebögen zurückgesandt sein müssen (bis 6. Oktober), veranstaltet die Handelskammer am kommenden Mittwoch eine Pressekonferenz. Dort will sie „die Position der Hamburger Wirtschaft zur Senatsbildung“vorstellen. Elke Spanner