Ausländerinnen bekommen eigenen Wohnbereich

■ Im DRK-Ausländerwohnheim in Spandau gibt es auf Bitten der Bewohnerinnen wieder einen besonders geschützten Frauentrakt. Kripo ermittelt wegen zwei Vergewaltigungen in dem Heim

Im Ausländerwohnheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der Streitstraße wird wieder eine besonders geschützte Frauenetage eröffnet, nachdem es in der Vergangenheit vier Anzeigen wegen Vergewaltigungen gegeben hat. Das hat das Landesamt für zentrale soziale Aufgaben im Einvernehmen mit dem DRK entschieden. Die Pressesprecherin der Sozialverwaltung, Dagmar Ulrich, begründete die Entscheidung gestern allerdings mit einer im Heim durchgeführten Fragebogenaktion. 14 von 35 alleinstehenden und alleinerziehenden Frauen hätten in dieser die Wiedereinführung des Frauentraktes gewünscht.

In der zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber wohnen 500 Menschen, darunter viele Ex- jugoslawen, Russen und Mongolen. Aufgrund der zum Teil sehr kurzen Verweildauer herrscht in dem Heim eine große Anonymität und es gibt wenig soziale Kontrolle. Alleinstehende Frauen und Männer haben zwar getrennte Zimmer, diese befinden sich zum Teil aber Tür an Tür. Ein gesonderter Frauenbereich mit eigenem Pförtner war Anfang des Jahres aufgelöst worden, da die Nachfrage unter den Frauen zu gering und die Aufrechterhaltung des Traktes zu teuer sei.

Heimmitarbeiter und Flüchtlingsorganisationen hatten die Schließung heftig kritisiert, weil den Frauen eine wichtige Rückzugsmöglichkeit genommen worden sei. Den Frauen, darunter viele Musliminnen, könne nicht zugemutet werden, im Bad plötzlich fremden Männern gegenüberzustehen, lautete ein Beispiel. Die Sanitärräume seien zwar nach Geschlechtern getrennt, viele Männer hielten sich aber nicht daran.

Die Sprecherin der Sozialverwaltung, Ulrich, betonte, daß die Wiedereinführung des Frauenbereiches nicht als Reaktion auf die vier Strafanzeigen von Heimbewohnerinnen wegen Vergewaltigung mißzuverstehen sei. Sämtliche Verfahren seien eingestellt worden, weil sich die Angaben der Frauen als „nicht stichhaltig“ erwiesen hätten, behauptete Ulrich unter Berufung auf Berichten der Kripo und aus dem Heim.

Dem widersprach der zuständige Leiter des Kriporeferats für Sexualdelikte, Klös, auf Nachfrage der taz ganz entschieden. Zwei Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigung in dem Heim seien noch anhängig. In einem Fall, der sich im Frühsommer ereignet haben soll, sei Haftbefehl gegen den untergetauchten, mutmaßlichen Täter erlassen worden. Den Ausgang des anderen Verfahrens beschrieb Klös als völlig offen. Der Vorfall soll am vergangenen Freitag nach dem Sommerfest im DRK-Heim passiert sein. Die betroffene Frau habe aber nicht selbst Anzeige erstattet und wirke bei der Aufklärung auch nicht mit, sagte Klös. Das müsse aber nicht heißen, daß die Tat nicht stattgefunden habe, betonte der Kripobeamte. Zwei andere Fälle, die im Frühjahr angezeigt worden seien, hätten sich als „nicht existent“ herausgestellt. Auch im Heim spricht man diesbezüglich von „einer Ente“, die durch Gerüchte zustande gekommen sei. Plutonia Plarre