■ Vorlauf
: Steingemeißelte Geschichte

„Quo vadis?“, eine neue historische Filmreihe. Folge 1, Sonntag, 19.30 Uhr, ZDF

Die Kamera schwebt über ein virtuelles Labyrinth. Dann taucht, irgendwo aus den Tiefen des Universums, der steingemeißelte Titel auf: „Quo vadis?“ So, ganz per aspera ad astra, beginnt die neue Geschichtsreihe des ZDF, die, so die Macher, nichts weniger als Antworten auf die uralten Fragen finden will: Woher kommt der Mensch? Wohin geht er?

In der ersten Folge geht es um „Schlachten, die Geschichte machten“. Da kommen die Menschen aus dem Nichts und gehen meistens in ihren Untergang: die französischen Ritter, weil sie im Spätmittelalter der neuartigen Langbogentechnik der Engländer nicht gewachsen waren; die spanische Armada, weil das Wetter im Ärmelkanal mal wieder schlecht war; und schließlich Napoleon, ein „Mann von kleiner Statur, aber titanischem Ehrgeiz“, weil seine Gegner seine eigene Kriegstaktik gegen ihn wendeten. Beim ZDF heißt derlei dann „historisches Paradoxon“. Die Erkenntnis aus diesen drei Beispielen wird uns, schließlich soll auf Didaktik nicht ganz verzichtet werden, abschließend noch einmal in einer Zusammenfassung geboten: „Das Kriegsglück ist so unberechenbar wie das Leben. Keiner vermag es auf Dauer in Händen zu halten.“

Und damit wären wir dann auch schon bei der Essenz dieses aus nachgestellten Spielfilmszenen, Expertenmeinungen und Computersimulationen ästhetisch konventionell gebastelten Beitrags, der großen Heerführern und ihren taktischen Meisterleistungen huldigt. Über die Einbettung der Ereignisse in wirtschaftliche, politische und soziale Verhältnisse und darüber, wie es überhaupt zu diesen Schlachten kam, erfahren wir fast nichts. Das überholte Geschichtsbild, das das ZDF hier anbietet, wird dem selbstgesetzten Anspruch, historische Wendepunkte zeigen zu wollen, denn auch nicht ansatzweise gerecht. Auf der Suche nach der Beantwortung der letzten Fragen hat sich das Autoren- und Produzententeam im „Labyrinth der Geschichte“ schlicht rettungslos verirrt. Hinnerk Dreppenstedt