Konflikt um Jüdisches Museum verschärft

■ Direktor des Jüdischen Museums, Amnon Barzel, nach fristgerechter Kündigung nun wegen "unerträglicher Kritik" am Senat und an der Stiftung Stadtmuseum fristlos gefeuert. Direktor des Museums soll Vi

Der Streit zwischen der Kulturverwaltung und der Jüdischen Gemeinde über die Konzeption des Jüdischen Museums ist weiter eskaliert. Am Wochenende kündigte die Stiftung Stadtmuseum Berlin im Namen der Verwaltung von Kultursenator Peter Radunski (CDU) dem Direktor des Jüdischen Museums, Amnon Barzel, fristlos.

Damit wird eine fristgerechte Kündigung Barzels vom Juni verschärft. Radunskis Sprecher Axel Wallrabenstein begründete den Schritt gestern damit, Barzel sei „in unerträglicher Art und Weise gegen den Regierenden Bürgermeister und andere öffentliche Personen in der Stadt zu Felde gezogen“.

Barzel, der in der Vergangenheit beharrlich mehr Autonomie für das Jüdische Museum gefordert hatte, war bereits im Juni „aus verhaltensbedingten Gründen“ zum 30. September gekündigt worden. Der Senat sei allerdings noch immer daran interessiert, die Angelegenheit „in einer fairen und sachlichen Weise zu beenden“, so Wallrabenstein.

Wie Barzels Anwalt Wolfgang Lüder mitteilte, folgte die fristlose Kündigung aufgrund von Äußerungen Barzels auf der Jahrestagung der Internationalen Kunstkritikergesellschaft am 20. und 21. September in Derry, Nordirland. Auf der Tagung habe sich der Direktor „diffamierend über die Stiftung Stadtmuseum Berlin und die Berliner Politik geäußert“, heißt es in dem Kündigungsschreiben durch den Generaldirektor des Stadtmuseums Berlin, Reiner Güntzer. Dabei habe Barzel nach Angaben seines Anwalts in Derry die Kritik des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, an seiner Kündigung zitiert, „er sehe sich gezwungen, dies mit den schlimmsten Vorgängen der 30er Jahre zu vergleichen“. Mit der Wiedergabe des Zitats verbreite Barzel „unwahre Tatsachen“ und „störe den Betriebsfrieden der Stiftung Stadtmuseum in unerträglicher Weise“, lautet die weitere Begründung Güntzers.

Der ganze Streit sei eine „unappetitliche Angelegenheit“ und zeige, daß im Senat „diejenigen das Sagen haben, die die Konzeption des Jüdischen Museums nicht verstehen“, kommentierte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, das Vorgehen der Stiftung.

Verbunden mit der Kündigung ist eine Änderung der Stiftungskonzeption. Mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen habe er vereinbart, daß „der künftige Direktor des Jüdischen Museums gleichzeitig der stellvertretende Generaldirektor der Stiftung sein wird“, erklärte Nachama. Wer über die Berufung des künftigen Museumsdirektors bestimmen werde, sei allerdings noch unklar. Außerdem solle das Jüdische Museum durch den Sonderstatus einer Stiftung, die dem Stadtmuseum unterstehe, mehr Eigenständigkeit erhalten.

Über die Kündigung Barzels wird am 18. Dezember vor dem Berliner Arbeitsgericht verhandelt. Sabine Möhring