■ Eine Kampagne verändert die Einstellung zu Einstellungen
: Wolfgang heißt jetzt Fatma

Wolfgang Niedecken möchte endlich singen, malen und Gitarre spielen lernen. Rüdiger Hoffmann möchte lernen, wie man einem gutlaufenden Running Gag dann noch einen hinterherschickt, der den anderen vielleicht eines Tages mal einholt, damit der nicht so alleine ist. Bettina Böttinger begehrt zu erfahren, wie man am Fernsehen moderierend bestehen kann, ohne als wickelberockte, humorlose Antreiberin einer Konfirmandenschar zu erscheinen, und Jörg Kachelmann möchte einfach irgend etwas lernen, egal, Hauptsache nix mit Wetter. All diese Heloten werben mit knallharten Schweiß- Weiß-Fahndungsfotos für den „Endspurt für Ausbildungsplätze“ der DGB-Jugend, unterstützt vom WDR und der AOK.

Hoffentlich meldet sich da jemand, denkt man doch, es ist ja eine mutige und begrüßenswerte Aktion, doch, huch! Die Namen der Abgebildeten stimmen ja gar nicht mit dem Beitext überein! Statt „Jörg“ steht da „Maike“, statt „Rüdiger“ „Jochen“, statt „Wolfgang“ „Fatma“ und statt „Bettina“ „Inga“.

Also haben hier eine Moderatorin, ein Kabarettist, ein ARD-Wettermän und sogar ein BAP (toller Beruf!) Patenschaften übernommen. Zusammen mit „Isabell Werth, Dressur-Olympiasiegerin“ und „Paul Meier, Zehnkämpfer“ bestreiten sie den Endspurt. Gut auch, daß Niedecken für „Fatma“ sucht, denn in einem Abwasch auch gleich noch ein klares „Nö“ zu Rassismus – das kann nie schaden. Aber sind die ausgewählten Vorzeigegesichter geeignet, für „systematische Grundausbildung“ zu werben? Die sogar die „Standortentwicklung Deutschlands positiv stärkt“? Wollen wir wirklich noch mehr BAPs, und dürstet uns nach weiteren Wetterqualgeistern? Noch mehr b.dröppelte öffentlich-rechtliche Schreinemakerscoverversionen? Und kommt es dann nicht zum Reformhausstau? Daumen drücken (aber nicht die von Fatma)! Benjamin v. Stuckrad-Barre