Bald kommen Felicias aus Sarajevo

■ VW will sein zerstörtes Werk in Bosnien bis zum kommenden Jahr wieder in Betrieb nehmen und dort Autos der Tochter Škoda bauen

Wolfsburg/Sarajevo (dpa) – Der Volkswagen-Konzern will in seinem kriegszerstörten bosnischen Werk Vogosca bei Sarajevo schon 1998 „Felicia“-Limousinen der tschechischen VW-Tochter Škoda bauen. Die Verhandlungen zwischen VW-Markenvorstand Sander, Škoda-Vizechef Wittig und dem bosnischen Staatsunternehmen Unis gehen Mitte Oktober in die entscheidende Phase, sagte VW-Kommunikationsvorstand Klaus Kocks, der im wesentlichen einen Bericht der Süddeutschen Zeitung von gestern bestätigte. Über Einzelheiten des Vertrages wollte er sich nicht äußern. Sollten die Verhandlungen im Herbst zum Abschluß kommen, könnte schon im Frühjahr 1998 mit der Škoda-Montage bei Sarajevo begonnen werden, sagte Kocks. Etwa 30.000 „Felicia“ sollen dort gebaut werden. Eine zweite Verhandlungsrunde beschäftigt sich mit der Gründung einer Importgesellschaft für andere Konzernfahrzeuge. Auf diese Weise will Volkswagen demnächst wieder Zugang zum verlorenen Markt im Bereich des ehemaligen Jugoslawien finden, erklärte der VW-Sprecher.

Volkswagen hatte bis 1992 in Vogosca die VW-Modelle Golf, Jetta und Caddy gebaut. Die Kriegs- und Plünderungsschäden an dem VW-Werk wurden im März 1996 von der VW-Tochter TAS auf etwa 186 Millionen Mark beziffert. Die Tvornica Automobila Sarajevo (TAS) war 1972 von VW und dem Mischkonzern Unis gegründet worden. Sie ist nach Kocks' Angaben Rechtsvorgängerin von Unis – über die Bewertung ihrer Abschlußbilanz werde derzeit verhandelt. VW will vor dem neuen Škoda-Engagement in Bosnien die Altlasten rund um die TAS bereinigt haben.