■ Vorschlag
: Aus dem Universum melancholischer Kratzgitarren – OP8 im Loft

Mietkapelle: OP8 Foto: Label

Howe Gelb konnte immer gut erzählen, gerne mit einer Flasche Tequila in der Hand. Seine ersten Platten konnten leicht als kleines Melancholiker-Evangelium mit Kratzgitarren verstanden werden, wurden studiert und abgewogen und Song für Song seziert. Da Gelb mit seinen wechselnden Kumpanen aber gerne die Preßwerke beschäftigte und es so über den Daumen 20 Giant-Sand-Platten gibt, litt doch ganz automatisch die Qualität. Das Unfertige der meisten Platten war Konzept, aber auf Dauer war es dann doch nervend, sich durch jede Gelbsche Note hindurchzuhören, bei der zufällig ein Aufnahmegerät herumstand. Ein wenig konzentriertes Arbeiten dort zu Hause in der Einsamkeit von Arizona würde Herrn Gelb gut tun, dachte man so bei sich, hielt offiziell aber mit der Meinung hinter dem Berg und freute sich über jedes neue Lebenszeichen: Platten statt Postkarten.

Vielleicht dachte sich das auch der Chef selbst, als Lisa Germano auf der Suche nach einer Begleitband sich der gemütlichen Wüstenmänner erinnerte, denen sie vor drei Jahren ein wenig Geige hatte zukommen lassen. Die Mietkapelle nannte sich OP8 und beschloß die Sache umzudrehen und Germano als Gastsängerin zu betrachten. War auch irgendwie klar, daß ein Egomane wie Gelb schlußendlich doch alles an sich reißt. Aber die besondere Situation hat immerhin dafür gesorgt, daß das OP8-Debut „Slush“ die erste Gelb-Platte seit Jahren geworden ist, bei der das Füllmaterial weniger Platz einnimmt als die Songs, zu denen auch Germano immerhin zwei beisteuert.

Allen Beteiligten hat es wohl so gut gefallen, daß man nun sogar auf Tournee kommt. Weiter heißt es, Giant Sand liege erst mal auf Eis, und man wolle mal sehen, wie sich das mit OP8 so entwickelt. OP8 sind also, wenn auch mit unwesentlich veränderten Mitteln, was Giant Sand immer war: vor allem das Vehikel von Howe Gelb.

Übrigens, die unvermeidliche Frage nach der Bedeutung des Bandnamens klärt sich, wenn man OP8 langsam und auf englisch aufsagt. Thomas Winkler

1.10., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg