BP-Chef John Browne wirbt für mehr Klimaschutz

■ Ölkonzern will erstmals Emissionen intern kontrollieren. Deutsche Solartochter gegründet

Berlin (taz) – BP-Chef John Browne will mehr Klimaschutz. Der Vorstandsvorsitzende des größten britischen Konzerns mit rund 100 Milliarden Mark Jahresumsatz sprach sich gestern in Berlin für erfolgreiche Verhandlungen auf dem Klimaschutzgipfel im Dezember im japanischen Kyoto aus.

Im Konzern selbst sollen bis Ende 1998 Klimabilanzen erstellt werden, die eine Kontrolle und eventuelle Verminderung der Emissionen des Multis erlauben. „Wir sind verpflichtet, mit konstruktiven Vorsorgemaßnahmen zu beginnen“, so Browne. Außerdem will BP im Solarmarkt aktiver werden. Bislang hat der Konzern hier 160 Millionen Dollar investiert. Im April wurde die deutsche Solartochter gegründet. Und für die EU fertigten BP-Wissenschaftler eine Studie über die Chancen einer großen Solarzellenfabrik mit 500 Megawatt Jahreskapazität. Das wäre fünfmal so viel, wie heute weltweit verkauft wird.

Browne hatte schon in einer Rede an der kalifornischen Stanford Universität in Mai mit den Chefs der anderen großen Ölkonzerne gebrochen und für vorsorgenden Klimaschutz plädiert. In Berlin legte er nach und nannte Ökosteuern, den Handel mit Verschmutzungsrechten und Klimaschutzmaßnahmen in der Dritten Welt als mögliche Handlungsoptionen im Klimaschutz. Der Konzern will intern einen Handel mit Verschmutzungsrechten etablieren, als Anreiz für einzelne Firmentöchter, ihre Emissionen zu vermindern und dabei auch noch Geld zu verdienen. Außerdem soll weiter im Solarbereich investiert werden. In 50 Jahren könnte der Anteil der Solarenergie „bis zur Hälfte den weltweiten Energieverbrauch decken“, so Browne.

Greenpeace lobte die Rede des BP-Chefs gestern. „Es ist wichtig, daß wenigstens einer der großen Ölkonzerne sagt, daß staatliche Klimapolitik zur Verminderung der Kohlendioxidemissionen notwendig ist“, so Kirsty Hamilton von Greenpeace International. Browne habe sich nicht gegen ein schnell wirksam werdendes Klimaschutzprotokoll ausgesprochen. Es bleibe nur unverständlich, warum der Konzern bei solchen Einsichten „immer noch auf den Ausbau der Öl- und Gasförderung im Nordatlantik setzt“. H.-J. Tenhagen