■ Mit dem Netzzugang auf du und du
: Lebe wohl, Monopol!

Berlin (taz) – Die Telekom mußte am Montag den Rückzug antreten. In zwei Wochen sollen ihre künftigen Konkurrenten Mannesmann Arcor, Otelo und NetCologne ein faires Angebot erhalten, versprach der bisherige Telefonmonopolist vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster.

Es geht um die Möglichkeit zur Nutzung der Telefonleitungen, die direkt zu den 40.000 Anschlußbuchsen in Haushalten und Betrieben führen. Diesen Teil des Netzes wird die Telekom noch viele Jahre lang ohne Konkurrenz besitzen. Nur wenn es für alle zu angemessenen Konditionen zugänglich ist, kann es zu dem ab Januar 1998 zugelassenen Wettbewerb überhaupt kommen. Es geht um viel Geld: Mit einem Marktvolumen von 70 Milliarden Mark steht Deutschland gegenwärtig auf Platz drei der Weltrangliste.

Die Telekom hatte in den vergangenen Monaten immer wieder versucht, die Neuen mit ungünstigen Vorschlägen abzuspeisen und Zeit zu gewinnen. So bestand sie darauf, nur ganze Angebotspakete zu verkaufen. Neben dem direkten Draht zum Kunden sollten die Newcomer auch Vermittlungsleistungen kaufen müssen. Die aber wollten Otelo, NetCologne und Arcor gar nicht haben, weil sie den Preis nur unnötig in die Höhe getrieben hätten.

Unterstützung fanden die drei bei Postminister Wolfgang Bötsch, der in der Angelegenheit als Marktaufseher fungieren soll. Bötsch drohte der Telekom ein millionenteures Bußgeld an, weil sie seine beiden Aufforderungen ignoriert hatte, den direkten Netzzugang ohne zusätzlichen Schnickschnack zu ermöglichen. Die Telekom bemühte zwei Gerichte in der Angelegenheit. Vergeblich. Am Montag machten die Oberverwaltungsrichter in Münster klar, daß sie die Position von Postminister Wolfgang Bötsch unterstützen. So kam es zu der „gütlichen Einigung“. Ob die allerdings für alle zufriedenstellend ist, wird sich erst am 13. Oktober herausstellen, wenn die Telekom ihren Konkurrenten die neuen Tarife vorlegt.

Die Angst der Telekom vor harten Zeiten der Konkurrenz ist berechtigt. Otelo hat beispielsweise bereits Investitionen von sieben Milliarden Mark angekündigt. Mit maßgeschneiderten Angeboten und niedrigen Preisen will der Betrieb bereits im ersten Jahr einige hunderttausend Kunden gewinnen – die die Telekom verlieren würde. Vor allem bei Ferngesprächen sollen die Leute mit Otelo-Vertrag 15 bis 20 Prozent gegenüber heutigen Telekom- Preisen sparen, versprach Otelo-Geschäftsführer Ulf Bohla vor kurzem. Doch auch die Telekom hat bereits angekündigt, daß sie lange Ferngespräche billiger machen will. Annette Jensen