Verfahren gegen Hirntumore

Göttinger Wissenschaftler hoffen nach günstig verlaufenen Tierversuchen langfristig auf Möglichkeiten, die Heilungschancen von Kindern mit Gehirntumoren verbessern zu können. An der Kinderklinik der Universität Göttingen ist es gelungen, die sogenannte „Blut-Hirn-Schranke“– eine körpereigene Schutzfunktion, die das Eindringen von Medikamenten in das erkrankte Hirngewebe verhindert – zu überwinden. Wie die Deutsche Krebshilfe am Dienstag in einer Presseinformation mitteilte, werde die Gesellschaft die Forschung mit rund 300 000 Mark fördern. Nach Angaben des Göttinger Projektleiters Max Lakomek könnten erste Tests mit Patienten bei optimalem Forschungsverlauf aber erst in einigen Jahren beginnen.

Langfristiges Ziel des Projekts in der Abteilung Hämatologie und Onkologie sei es, Verfahren zu entwickeln, die die sogenannte „Blut-Hirn-Schranke“für kurze Zeit öffnen können. Die bei Chemotherapien verwendeten zellzerstörenden Medikamente könnten dann in das erkrankte Hirngewebe eindringen, hieß es. Im Rahmen von ersten Tierversuchen mit kleinen fettlöslichen Substanzen sei es bereits geglückt, die Schranke zu überwinden. „Vor falschen Hoffnungen muß aber gewarnt werden“, sagte der Göttinger Forscher Lakomek.

Die „Blut-Hirn-Schranke“, die als Filter das Hirngewebe vom Blutkreislauf trennt, ist laut Deutscher Krebshilfe ein wesentlicher Grund, warum den Patienten mit Hirntumoren trotz hochwirksamer Medikamente in vielen Fällen nicht geholfen werden kann. Die Schranke schützt die empfindlichen Nervenzellen des Gehirns vor schädlichen Stoffen wie Giften oder Krankheitserregern.

Nach Angaben der Göttinger Wissenschaftler tritt die Schranke bei Kindern und Erwachsenen auf. Im Gegensatz zu den Erwachsenen sei jedoch bei Kindern fast jede fünfte Tumorerkrankung ein Hirntumor. Jährlich würden daran in Deutschland rund 300 Kinder neu erkranken. dpa