■ Ausgrabung oder Neubau?
: „Ohne Ausgrabungen keine Museen“

Ingeborg Eifler, 70 Jahre, Lehrerin

Wenn man Funde macht, sollte man den Historikern erst mal Zeit lassen, die Funde auf ihren Wert zu untersuchen. Sind diese nicht so ergiebig, sollte man nicht weitergraben. Ich interessiere mich sehr für Ausgrabungen und halte sie für die Nachkommenschaft für wichtig, denn ohne die Antike haben wir keine Wurzeln. Wenn wir die Ausgrabungen nicht hätten, hätten wir schließlich auch keine Museen.

Sandra Stahlschmidt 20 Jahre, Studentin

Wohnungen zu bauen ist auf alle Fälle wichtiger, als Ausgrabungen zu machen. Der Mensch braucht ja Platz zum Wohnen. Eine Ausnahme sind sehr große und wertvolle Funde. Da muß man auch sehen, daß Geschichte auf die Zukunft Auswirkung hat und daß man aus ihr lernen kann. Die Grabung am Schloßplatz finde ich nicht sinnvoll, denn überraschende Ergebnisse wird es nicht geben.

Werner Kraatz, 37 Jahre, Angestellter

Man sollte die Geschichte auf keinen Fall vergessen. Ausgrabungen würde ich bei älteren, aber nicht bei moderneren Funden akzeptieren. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges beispielsweise finde ich uninteressant. Bei größeren Funden sollte man sich Zeit nehmen, um sie für unsere Nachkommen zu erhalten. Heutzutage geht man zuviel in das Moderne, Abstrakte über und vergißt das Altertum.

Martin Piechotta, 45 Jahre, Jurist

Ausgrabungen sollten öffentlich gefördert werden. Ob man nun graben sollte oder nicht, hängt vom Wert und Alter, aber nicht unbedingt vom Umfang der Funde ab. Es gibt meiner Meinung sogar eine öffentliche Verpflichtung, bestimmte Grabungen als eine kulturgeschichtliche Erinnerung und Mahnung zu unterstützen – man denke nur an Gestapokeller und Teile von Konzentrationslagern.

Jutta Steck, 48 Jahre, Erzieherin

Ich war gerade im Pergamonmuseum, mir hat die Ausstellung sehr gut gefallen. Es ist toll zu entdecken, wie die Leute früher gelebt haben, einen Einblick in frühere Zeiten zu bekommen. Wenn großer Wohnungsbedarf besteht, muß man darauf Rücksicht nehmen, da gibt es schon Interessenkollisionen. Auch jüngere Funde sollten zugänglich gemacht werden – für unsere Nachkommen.

Thomas Schroter, 36 Jahre, Kaufmann

Je wichtiger der Fund ist, desto mehr sollte die Ausgrabung im Vordergrund stehen. Wegen jeder Bronzescherbe sollte man aber nicht wichtige Projekte für Neubauten aufgeben – an Fundstücken aus dem Dritten Reich haben wir zum Beispiel genug. Als ehemaliger Busfahrer für Touristen habe ich schon einige Führungen zu Ausgrabungen mitgemacht. Das war nur manchmal interressant.

Umfrage: Sabine Möhring

Fotos: Marco Limberg