Klimaveränderung schlägt katastrophale Kapriolen

■ Trockenheit löst Hungersnot in Papua-Neuguinea aus. Überschwemmungen in Thailand

Bangkok (taz) – Als die Kupfermine Ok Tedi, größter Umweltvergifter Papua-Neuguineas, die Arbeit ruhen ließ, gab es keine Freude unter UmweltschützerInnen: Nicht ökologische Einsicht, sondern die katastrophale Dürre zwang die Betreiberfirma Broken Hill zu diesem Schritt.

Der Fly-Fluß, an dem die Mine im abgelegenen Hochland liegt, führt kaum noch Wasser, die Versorgungs- und Frachtschiffe können die Minenstadt nicht mehr erreichen. Auch die Porgera Goldmine, wichtigste des Landes, ist vorübergehend stillgelegt. Die Regierung in Port Moresby hat den Notstand verhängt und will 14 Millionen Dollar für Katastrophenhilfe in den Provinzen bereitstellen. Felder und Gärten sind verdorrt, Flüsse und Brunnen ausgetrocknet. Australische Hilfsflieger werfen Nahrungsmittel ab.

Doch die Menschen außerhalb der Städte zu erreichen ist schwierig: In diesem unwegsamen Land mit seinen vier Millionen Einwohnern leben die meisten abgeschieden in kleinen Familiengemeinschaften, die eigene Sprachen sprechen (es gibt über 1.000) und ohne Kontakt zu den Nachbardörfern sind. Im indonesischen Westen Papuas (Irian Jaya) sind seit Mitte August bereits über 270 Menschen an Hunger und Krankheiten gestorben. Viele Dörfer sind nur durch die Flugzeuge christlicher Missionsgesellschaften mit der Außenwelt verbunden.

Aber Irian Jaya ist fern, und in der indonesischen Hauptstadt ist die Regierung vor allem damit beschäftigt, ihre Verantwortung für die – von der Dürre verstärkten – Waldbrände herunterzuspielen. Die auf die Kraft des El-Niño-Klimaphänomens zurückgeführte Trockenheit hat längst auch andere Inseln Indonesiens und weite Teile Südostasiens erfaßt. Auf der Insel Java, den Philippinen und Thailand zum Beispiel sind Reis- und Maisfelder verdorrt. Reservoirs gehen zur Neige, Wasserkraftwerke könnten bald stillstehen.

Die Philippinen wollen 300.000 Tonnen Mais und über 300.000 Tonnen Reis importieren, um für die Mißernten gewappnet zu sein. Auch die Kaffee-, Kakao-, Baumwoll- und Palmölproduktion wird stark leiden. Für die derzeit von Währungsverfall geplagten Staaten Südostasiens doppelt dramatisch: Es wird sehr teuer, die nötigen Nahrungsmittel im Ausland zu kaufen. Die Preise steigen bereits. Nicht nur in Thailand trifft die Dürre die Armen doppelt. Hunderttausende verlieren durch die Wirtschaftskrise ihren Job in den Städten, prophezeien Ökonomen. Viele Menschen verließen in den letzten Jahren ihre Felder, um als Bauarbeiter oder Näherinnen zu arbeiten. Nun ist die Rückkehr versperrt, die Farmen können die Familien nicht ernähren.

Gleichzeitig sind in den letzten Wochen in Thailand, Kambodscha und Birma Ernten durch riesige Überschwemmungen zerstört worden, deren Folgen ebenfalls noch nicht abzusehen sind. Jutta Lietsch