„Anders verdrahtet“

■ „Mensaner“: Die Intelligenz der Welt fordert Schulklassen nur für Hochbegabte

Ein karger Raum in der Jugendherberge am Stintfang: Etwa 30 Menschen unterschiedlichen Alters bemühen sich, Reihen von geometrischen Figuren zu ergänzen. Die Atmosphäre ist angespannt, wie bei einer Abitur-Klausur. Die 30 KandiatInnen nehmen an einem Intelligenztest der Vereinigung „Mensa“teil, deren Welttreffen gestern zu Ende ging (taz berichtete).

„Mensa“ist eine Organisation von Menschen mit einem IQ von mindestens 130. Zweck der Organisation ist laut eigenem Bekunden die Erforschung und Förderung von „Intelligenz“– „zum Wohle der Menschheit“. Wie letzteres zu definieren ist, bleibt im dunkeln, denn „Mensa“will sich auf keinen politischen Standpunkt festlegen lassen.

Die Thesen einflußreicher IntelligenzforscherInnen, daß Schwarze und Unterschichten von Natur aus „dümmer“seien als weiße AkademikerInnen, tut „Mensa“-Psychologin Ida Fleiss als „Aberrationen“ab. Eine genetische Grundlage gebe es aber doch. Natürlich produziere die Einteilung von Menschen nach IQs „Ungleichheiten“. Deshalb sei sie auch mit der „gleichmacherischen Ideologie“der DDR nicht vereinbar gewesen.

Der Hamburger „Mensa“-Koordinator Klaus Gebhardt betonte, daß mit Intelligenztests logisch-analytische Fähigkeiten gemessen würden, nicht jedoch Fähigkeiten wie etwa die soziale Kompetenz.

Daß die MensanerInnen mit dem IQ doch etwas mehr verbinden, zeigte sich auf einer Podiumsdiskussion über „hochbegabte“Kinder am Samstag. Mit coming-out-artiger Rhetorik wurde den Kids bescheinigt, daß sie im Kopf „anders verdrahtet“seien und unter der gewöhnlichen schulischen Umgebung litten. Susanne Matz vom Verein „Hochbegabtenförderung e.V.“forderte unter dem Beifall der anwesenden MensanerInnen eigene Kurse oder sogar Klassen nur für „Hochbegabte“. Jakob Michelsen