Kaiser's Kaffee doppelt geröstet

■ Vermummte fackeln Supermarkt und Autos in Prenzlauer Berg ab. Keine Festnahmen. Bezirksbürgermeister: „Starke Imageschädigung“

Nach den Krawallen in der Nacht zu Samstag rund um den Teutoburger Platz befürchtet Reinhard Kraetzer, SPD-Bezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg, daß die Zerstörungen eine „starke Imageschädigung“ für den Bezirk haben werde. Der Supermarkt sei „professionell“ und „sehr organisiert“ angegriffen worden, sagte der SPD-Mann gestern.

Die linksradikale Szene hat am Wochenende ihr eigenes Einheitsfest gefeiert: Am späten Freitag abend hatte eine Gruppe Vermummter am Teutoburger Platz den Kaiser's-Markt angezündet. Sieben Autos, die als Barrikaden in die Zufahrt zu dem Geschäft und auf auf die Straße geschoben wurden, brannten völlig aus, teilte die Polizei mit. 14 weitere Wagen wurden beschädigt. Festnahmen gab es jedoch keine: Als die Polzei mit rund 200 Beamten eintraf, waren die Vermummten verschwunden. Zum wiederholten Maße wurden außerdem die Scheiben des Luxusrestaurants „Rosenbaum“ in der Oderberger Straße eingeworfen. Aus Anlaß des Einheitstages hatten in der Nacht zum Freitag ebenfalls Vermummte in der Friedrichstraße Molotowcocktails auf geparkte Fahrzeuge geworfen und in Kreuzberg die Wagen einer Autohandlung demoliert.

Die Angriffe waren tatsächlich gut geplant: Etwa 20 Minuten nachdem die Bündisgrünen ein Straßenfest auf dem Teutoburger Platz beendet hatten, stürmten rund 50 Personen aus allen vier Ecken den Platz. Sie warfen Brandflaschen auf den Supermarkt und die Autos und verschwanden nach wenigen Minuten. Die anrückenden Einsatzfahrzeuge, so ein Polizist, wurden behindert, weil überall Krähenfüße gestreut waren. Feuerwehrleute krochen mit Taschenlampen auf dem Boden herum, um diese einzusammeln, so eine Augenzeugin. Außerdem habe sie beobachtet, daß ein Anwohner der Polizei eine im seinem Garten gefundene Tüte übergeben hatte. In der Tüte seien Handschuhe, Tarnkappen und Vorschlaghammer gewesen, so der Anwohner.

Die Bündnisgrünen von Prenzlauer Berg sprachen von „gewalttätigen Idioten.“ Es bleibe der bittere Nachgeschmack, daß in Prenzlauer Berg kein Fest mehr gefeiert werden könne, „ohne daß Gewalttäter auf den Plan treten“, so Almuth Tharan. Bezirksbürgermeister Kraetzer kündigte an, daß der Bezirk dennoch weiterhin Feste feiern werde. „Wir werden den Bezirk nicht an jedem Feiertag zu einer Festung ausbauen“, sagte Kraetzer in Hinblick auf die vergangene Walpurgisnacht, bei der große Teile des Bezirks von der Polizei abgeriegelt wurden. Julia Naumann