Hungerkur für die Öko-Kraftwerke

■ Die Bewag senkt die Vergütung für Strom aus ökologisch sinnvollen Blockheizkraftwerken um 20 Prozent. Die Firmen sehen Neubau und Betrieb der dezentralen Kraftwerke gefährdet. Bewag: Nur Angleichung an Bun

Die Rahmenbedingungen für den Bau und Betrieb von Blockheizkraftwerken (BHKW) haben sich durch die Preispolitik der Bewag dramatisch verschlechtert. Seit Anfang Oktober gelten neue Tarife, die den BHKW-Betreibern mehr Ausgaben und weniger Einnahmen aus ihren Anlagen bescheren. Bewag und Umweltverwaltung begründen den Schritt mit der Angleichung an das Niveau der deutschen Strompreise. Die Betreiber von BHKW sehen die Ausbreitung der ökologisch sinnvollsten Art von Energiegewinnung gefährdet.

Zum 1. Oktober gelten neue Bewag-Tarife. Neben einer Tarifsenkung, die laut Bewag die Industrie mit „etwa 100 Millionen Mark“ entlastet, gibt es aber auch weniger Geld für den Strom, der an die Bewag verkauft wird. Betreiber von BHKW, die dezentrale Anlagen zum Beispiel von Wohnblocks oder Krankenhäusern errichtet haben, bekommen deshalb für den dort produzierten Strom bis zu 20 Prozent weniger als bisher. „Das schränkt die Wirtschaftlichkeit besonders von mittelgroßen und großen Projekten massiv ein“, sagt Michael Geißler von der Berliner Energie Agentur (BEA). „Die BHKW sind knapp kalkuliert. Wer den Einnahmeausfall nicht durch Preiserhöhungen weitergeben kann, hat Probleme.“ Gleichzeitig erhöhe die Bewag die Tarife, mit denen die BHKW Zusatz- und Ersatzstrom aus dem Bewag-Netz beziehen.

BHKW erzeugen Wärme und Strom mit der Kraft-Wärme- Kopplung. Da sie mit Gas betrieben werden, ist ihre CO2-Bilanz wesentlich besser als die der kohlebefeuerten Großkraftwerke. Derzeit produzieren 64 BHKW insgesamt etwa 75 Megawatt Strom – Peanuts im Vergleich zu den 2.500 Megawatt der Bewag. Die BHKW-Betreiberfirma BTB klagt, daß nach der Tariferhöhung „diese ökologisch sinnvolle Art der Wärmeerzeugung wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“ sei. Es sei „zu vermuten, daß die Marktbereinigungspolitik der Bewag kurz vor der Liberalisierung des Strommarktes Erfolg haben wird.“

„Wir halten uns an die Vereinbarung über die Preise für regenerativen Strom“, meint dagegen Hermann Homann von der Abteilung Preisgestaltung der Bewag. Zwar werde die Einspeisevergütung um etwa 20 Prozent gesenkt, sie liege aber immer noch über den bei der Bewag vermiedenen Kosten und senke nur das im Bundesvergleich hohe Preisnivau. Auch beim Reservestrombezug könne es „zu anderen Tarifen kommen“, so Homann. Beim Bezug von Zusatzstrom allerdings gebe es „keinerlei Veränderungen“.

Für die Umweltverwaltung ist die Preisklemme für die BHKW- Betreiber ein notwendiges Übel auf dem Weg zu mehr Konkurrenz auf dem Markt. „Es ist nicht ausgeschlossen, daß dies in Einzelfällen zu betriebswirtschaftlichen Engpässen bei solchen BHKW-Betreibern führen kann, die ihre Anlagen für eine hohe Einspeisung dimensioniert haben“, heißt es aus der Verwaltung. Die Anpassung an das bundesweite Strompreisniveau habe „leider auch die Senkung der Einspeisevergütung zur Folge“. Der grüne Abgeordnete Hartwig Berger wirft Umweltsenator Peter Strieder (SPD) deshalb vor, er leiste der Bewag Hilfe beim „Niederkonkurrieren der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung“. Strieder verabschiede sich „von der Stragie des Klimaschutzes“.

Auf die Liberalisierung des Strommarktes hoffen auch die BHKW-Betreiber. Denn dann könnten sie sich gegenseitig Reserve- und Zusatzstrom durch das Bewag-Netz liefern. „Aber manchen wird vorher die Luft ausgehen“, fürchtet Michael Geißler. Bernhard Pötter