Das Grünzeug ist schuld

■ Beim 2:1 gegen Wolfsburg ist Karlsruhe nur das unwesentlich weniger grausliche Team

Karlsruhe (taz) – Kommen wir nun zur Kür der mit Abstand dümmsten Ausrede des 9. Bundesligaspieltages. Licht aus, Spot an – and the winner is: Maximilian Heidenreich vom VfL Wolfsburg. Der hat am Samstag ganz, ganz tief in des Fußballprofis Rhetorikkiste gegriffen – und als Erklärung für 90 Minuten elendlichstem Gebolze Erstaunliches zutage gefördert: Das Karlsruher Wildparkstadion, bilanzierte Heidenreich seinen knapp 15minütigen Auftritt, „hat den schlechtesten Platz in der ganzen Bundesliga“.

Ach, hätten die Wolfsburger zuvor auf dem gerade zum Acker umgewidmeten Grün gegen den KSC doch nur halbwegs so aggressiv zur Attacke geblasen wie Heidenreich hernach gegen den Platzwart. Den gut 20.000 Zuschauern, die wenigstens in den Genuß der wärmenden Oktobersonne kamen, wäre Grausliches erspart geblieben, auch wenn die meisten von ihnen am Ende sogar zufrieden nach Hause zogen, weil ihr KSC doch endlich wieder einmal ein Heimspiel gewinnen konnte, mit 2:1 nämlich.

Das lag freilich weniger an eigener Stärke, als vielmehr daran, daß die Gäste schlichtweg noch schlechter waren. Was beide Teams gemeinsam aufführten, sollte jedenfalls locker ausreichen, um aus Szenen dieses Spiels eine ganze Fernsehsendung „Pleiten, Pech und Pannen“ zusammenzuschneiden. Und so blieb VfL-Trainer Willi Reimann wirklich nichts anderes übrig, als sich zu wundern, daß es seine Mannschaft einmal mehr nicht geschafft hatte, „konzentriert in ein Auswärtsspiel hineinzukommen“. Denn kaum war angepfiffen, stand es nach Ecke Wück auch schon 1:0 durch Régis, kurz darauf bereits 2:0 durch Schepens dank der tatkräftigen Unterstützung des Wolfsburger Kovacevic. Daß dessen Mannschaftskamerad Meissner in der vorletzten Minute sogar ein Tor für den VfL erzielen konnte, ist nur dem Umstand zu verdanken, daß der KSC zuletzt immer ein Tor kassiert in allerletzter Schlußphase – und sich einfach schon daran gewöhnt hat.

Winfried Schäfer jedenfalls machte der Treffer nichts mehr aus. „Wir haben drei Punkte geholt. Das war mal wieder wichtig“, sagte der KSC-Trainer nur. Nun wolle man die zehntägige Spielpause nutzen, um weiterzuarbeiten, Schritt für Schritt, „so wie wir das hier immer getan haben“. Vielleicht kümmert sich ja auch mal einer um den Rasen. Frank Ketterer

VfL Wolfsburg: Zimmermann – Keller – Kleeschätzky (79. Heidenreich), Kovacevic – Greiner (79. Dammeier), Ratke (34. Tyszkiewicz), Kryger, Deering, Stamann – Präger, Meissner

Zuschauer: 20.000, Tore: 1:0 Régis (8.), 2:0 Schepens (24.), 2:1 Meissner (89.)

KSC: Reitmaier – Wittwer – Metz, Régis – Keller, Hengen, Häßler, Schepens, Krauss (90. Bäumer) – Schroth, Wück (84. Bähr)