Fördermittel „eifersüchtig gehütet“

■ Bremens Internet-Unternehmer fühlen sich schlecht beraten und gefördert / 400 Arbeitsplätze hängen am Netz / Studie der Grünen

Bremens Computer-Tüftler haben eine schlechte Meinung von der Politik und schlechte Erfahrungen mit den Wirtschaftsförderern, die ihnen beim Start ihrer kleinen Internet-Firmen behilflich sein sollten. Das ist der Tenor einer Bestandsaufnahme über Internet-Dienstleistungsunternehmen in Bremen, die Boris Blaha jetzt im Auftrag der Grünen vorgelegt hat.

Mangelnde Sachkenntnis, fehlende Förderkonzepte, miese Informationspolitik und überlange Bearbeitungszeiten haben die Chefs von 33 Bremer Internet-Firmen in der Umfrage bemängelt.

Dabei arbeiten in den Kleinstfirmen mittlerweile so viele Menschen wie in einem mittelständischen Unternehmen: 200 feste und die gleiche Anzahl an freien Mitarbeitern hat Blaha gezählt.

Insgesamt habe Bremen im Online-Geschäft Nachholbedarf, heißt es in der Studie. So entfielen auf Bremen nur 73 eingetragene Internet-Server, davon allein 16 in der Universität. Stuttgart zählt 162, Frankfurt 148, Hannover 112 und Nürnberg 94. Auch die wenigen schon eingeführten Firmen seien allenfalls in Fachkreisen bekannt.

Dabei habe es in Bremen immer wieder bemerkenswerte Ansätze zur Förderung des Strukturwandels gegeben, schreibt der Autor. Aber diverse Projekte seien im Sande verlaufen. Die Macher hätten in Gesprächen „ein großes, auf schlechten Erfahrungen basierendes Mißtrauen gegenüber der bremischen Politik und jenem für nicht Insider schwer durchschaubaren Konglomerat aus Politik, Verwaltung, landeseigenen Gesellschaften, Universität und Instituten“geäußert, heißt es in der Studie. Die Informationspolitik dieses „öffentlichen Komplexes“sei nur intern wirksam, außenstehende Firmen würden, auch weil ein zentrales Organ fehle, etwa über Ausschreibungen nicht informiert. Fördermittel, etwa von der EU, würden nicht an die Privatwirtschaft weitergereicht, sondern in Instituten und Verwaltung „eifersüchtig gehütet“. Personal, um sich die benötigten Informationen selber zu beschaffen, könnten sich die Kleinunternehmen nicht leisten. Die Folge seien Abwanderungsgedanken. Kritisiert wurde auch, daß der „öffentliche Komplex“Know-how aus der Privatwirschaft abschöpfe, um dieses zu „Profilierungszwecken“als eigene Ideen auszugeben.

Die Bremer Förderpolitik geht an den kleinen Computerunternehmen vorbei. Ob nun Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Technologieberatung AXON oder andere Gesellschaften zuständig seien, sei nicht transparent. Die Berater verstünden häufig zuwenig vom Multimedia-Markt. Die Beratung beschränke sich oft auf die Weitergabe von allgemein zugänglichen Broschüren. Werde trotz des Fehlens geeigneter Förderprogramme doch mal ein Antrag auf Hilfe gestellt, dauere die Bearbeitung zwischen neun und 18 Monaten.. Häufig holen sich die Jungunternehmer aber gleich eine Abfuhr, wenn sie um Starthilfe von wenigen Tausend Mark nachsuchen: Mit Worten wie „unter Hunderttausend fangen wir gar nicht erst an“, sei eine ganze Reihe von Firmen arrogant abgefertigt worden. Joachim Fahrun