Hilfe für jüdischen Friedhof

Nach der Schändung des jüdischen Friedhofs an der Schönhauser Allee haben Bezirk und Schüler Hilfe zugesagt. Nachama bedauert fehlende Unterstützung des Landes. Einige Grabsteine für immer zerstört  ■ Von Sabine Möhring

Die Reaktion der Bevölkerung auf die Schändung des jüdischen Friedhofes in der Schönhauser Allee Mitte September war heftig. „Mich überschwemmte eine regelrechte Briefflut, so etwas habe ich noch nie erlebt“, erklärte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama. Nachama war zugleich erstaunt und freudig überrascht über die bundesweite Anteilnahme von Bürgern über die Beschädigung von 28 Grabsteinen.

Noch mehr als über die schriftliche Anteilnahme freut sich Nachama jedoch darüber, daß den Worten Taten folgen sollen: Bereits mehrere Schulklassen haben Nachama zugesagt, im Herbst bei der Herrichtung des Friedhofes zu helfen. Erhaltene Steine sollten wieder aufgestellt und verdübelt werden, erläutert Nachama.

Über die Finanzierung der benötigten technischen Geräte verhandelt die Jüdische Gemeinde derzeit mit dem Bezirk Prenzlauer Berg. „Das Gartenbauamt hat bereits Bereitschaft signalisiert, die Kosten zu übernehmen“, resümiert Nachama den Stand der Verhandlungen. Das Engagement des Bezirkes und in der Bevölkerung ermutige ihn, zeige doch die Landesregierung keinerlei Ambitionen, der Jüdischen Gemeinde finanziell zur Seite zu springen: Vom Senat bekomme die Gemeinde keinen Pfennig, bedauert Nachama.

„Bei höherer Gewalt sind in der Landesfriedhofsordnung keine zusätzlichen Gelder vorgesehen“, begründet Joachim Günther, Sprecher von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder, die mangelnde Spendenbereitschaft des Senats.

Der Friedhof sei schon oft geschändet worden, allerdings sei der jüngste Vandalismus die erste Tat während seiner Amtszeit seit Juni gewesen, sagt Nachama. Um die Schäden zu beheben, hätten seine Vorgänger auf Gelder zurückgreifen müssen, die der Senat dem jüdischen Friedhof im Prenzlauer Berg im Rahmen der „Erhaltung historischer Friedhöfe“ alljährlich zur Verfügung stelle. Dieser Zuschuß sei jedoch für die konstante Friedhofspflege vorgesehen. Bei unvorhergesehenen Schäden reiche das Geld „hinten und vorne“ nicht: „Der Friedhof ist sowieso in einem beklagenswertem Zustand“, bedauert Nachama.

Seine Schadensbilanz der jüngsten Verwüstung des jüdischen Friedhofs: „Einige Grabsteine sind auf alle Zeiten zerstört“. Für diese zum Teil 150 Jahre alten Steine werde es aus Geldmangel zunächst keinen Ersatz geben, sagte Nachama. Sitzt der Schock über die Friedhofsschändung auch tief, so freut sich Nachama dennoch über eine positive Tendenz: „Die Sensibilität für antisemitische Taten und das Engagement sind in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren enorm gestiegen.“