Wieder Tote in Algerien

■ 16 Kinder bei Überfall auf Schulbus ermordet. Spanien will mehr EU-Engagement

Algier/Luxemburg (AP/AFP) – Die Massaker an Zivilisten in Algerien dauern an. Wie gestern in Algier bekannt wurde, sind in der Nacht zum Sonntag bei drei Überfällen 54 Menschen getötet worden. Bereits Sonntag abend berichteten Krankenhausmitarbeiter von einem Überfall bewaffneter Männer auf einen Schulbus, bei dem 16 Kinder und ihr Fahrer ermordet wurden. Die Angreifer hätten den Bus am Sonntag morgen in der Nähe der Stadt Blida bei Algier mit Maschinengewehren attackiert. Damit fielen der jüngsten Welle politischer Gewalt in Algerien seit Donnerstag abend 176 Menschen zum Opfer.

Wie aus Hospitälern in Algier und Umgebung verlautete, überfielen am späten Samstag abend 50 Bewaffnete das Dorf Ouled Sidi Yahia 150 Kilometer südlich von Algier. Die Angreifer hätten eine Liste ihrer Opfer mitgebracht und offenbar gezielt zehn Mitglieder einer zivilen Selbstverteidigungsgruppe getötet. Bei einem zweiten Überfall wurden in Draa Tmar 100 Kilometer südlich der Hauptstadt 13 Mitglieder einer Familie ermordet, darunter sechs Kinder. Der dritte Überfall, der sich zur selben Zeit in Bouangud bei Blida ereignete, forderte 30 Opfer.

Niemand bekannte sich zu den Gewalttaten, doch wies die Art der Morde auf die Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) hin. Sie hat den Kampf verschärft, nachdem die gemäßigtere Armee des Islamischen Heils (FIS) am Mittwoch einen Waffenstillstand verkündet hatte.

Der spanische Außenminister Abel Matutes hat sich gestern für ein stärkeres EU-Engagement zur Beendigung des algerischen Bürgerkriegs ausgesprochen. Der seit 1992 dauernde Konflikt forderte bisher 60.000 Opfer. Beim Außenministerrat in Luxemburg schlug der Spanier die Bildung einer ständigen Arbeitsgruppe der europäischen Mittelmeerstaaten vor. Laut Matutes sei der Vorschlag einer „Reflexions-Einheit“ zu Algerien von Frankreich und Italien schon positiv aufgenommen worden. Die Europäer könnten den Dialog mit allen gemäßigten politischen Gruppen aufnehmen, um die Befürworter der Gewalt zu isolieren.