Erfolgsstory mit zweifelhaftem Dienstleistungscharme

■ Die Hamburger Techno-Tölpel Scooter zelebrieren ihren kategorischen Spaßimperativ und retten die Welt

Scooter klingen wie ein lautstarker Jahrmarkt. Überall dröhnt, zischt und leuchtet es, für Zwischenräume oder Träumereien ist kein Platz vorgesehen. An jeder Ecke lauert ein fieser Losverkäufer, der einem für wenig Einsatz viele tolle Dinge verspricht. Nur gewinnt man fast nie. Im Grunde ist das auch ganz gut so. Denn die Songs von Hamburgs Top-Techno-Tölpeln taugen als Hauptgewinne genauso viel wie all diese merkwürdigen Fotoapparate, Tisch-uhren und Radiorecorder, die jedes Jahr aufs Neue in den Regalen der Losbuden stehen. Und, mal ehrlich, wer will schon solche Teile zu Hause stehen haben?

Die jüngste Popgeschichte schreibt, daß H.P. Baxter, Rick Jordan und Ferris Bueller seit nunmehr drei Jahren ihren ganz privaten öffentlichen Rave betreiben. Mit rasanten Spaßimperativen wie „Hyper Hyper“, „Fire“oder gar „Move Your Ass“bearbeitet das Remix-Team um RuPaul und Holly Johnson Techno-Kultur wie Modern Talking einst Synthie-Pop. Die Band programmiert Melodie und Beat, und der Computer errechnet die jeweilige Chart-plazierung dazu.

Die zahllosen Gold- und paar Platinauszeichnungen von Scooter erzählen dabei eine Erfolgsstory mit zweifelhaftem Dienstleistungs- charme. Blick geradeaus, und los geht er, der Pop, der sich mit Hitparadenempirie gleichsetzen läßt. Immer wenn das Trio bei „Chart Attack“, einer Windel-Beat-Sendung im ZDF, zusammen mit ihren Klang-Kollegen von DJ Bobo, Culture Beat oder Brooklyn Bounce auftreten, droht die Hemisphäre im Phrasenschleim zu versinken. Wenn Scooter „Seid ihr gut drauf?“rufen, brüllen die Kinderfans „Ja!“zurück. Den Moderator erfreut die prima Laune, und er rundet das Gespräch mit einem kom-.plexen „Yo!“ab. In England nennt man derlei ritualisierte Kommunikations-Kniefälle plus Musik abfällig „Euro-Trash“– und nachvollziehen will das dort auch keiner so richtig.

Doch Scooter haben mehr im Sinn als nur Ausdruck ihrer eigenen Sprachlosigkeit zu sein. In dem Video zur aktuellen Single Age of Love zelebriert die Trash-Trias einen Ravebummel bis weit ins Universum hinein.Scooter düsen lachend durchs All und schmettern Zeilen wie: „Yes, turn up that blaster. I wanna see you faster. Moving to the bass, that's gonna hit your face.“So retten Scooter die Welt von ganz weit außen. Dort gehören sie auch hin, nur leider bleiben sie nicht dort. Oliver Rohlf

So, 12. Oktober, 20 Uhr, Docks