Sex mit Tieren Von Karl Wegmann

Es gibt nichts Besseres“, schwärmt Mecki und nimmt noch einen großen Schluck Trollinger, „Sex in der freien Natur ist das Schärfste. Nachts in den Dünen isses supergeil. Meeresrauschen, warmer Sand unterm Hintern, Millionen Sterne über dir, und jeden Augenblick kann jemand vorbeikommen.“ „Ich find's ja auch im Wald ganz schön“, bemerkt Hermann, „der Geruch von Tannen und Harz...“ „Nee, also wirklich“, meint Konscho, „überall Sand oder Tannennadeln, da knirscht und scheuert doch alles...“ Und dann meldet Willy sich zu Wort: „Vor allen Dingen ist Sex in der freien Natur nicht ungefährlich“, sagt er todernst und hat natürlich sofort die volle Aufmerksamkeit.

„Eine neue finnische Studie hat gezeigt, daß Moskitos bevorzugt Menschen mit einem hohen Potential an Sexualhormonen anfallen“, doziert er, „und Sexualhormone werden besonders im Schweiß bei sexueller Erregung freigesetzt.“ „Der schon wieder mit seinen Tieren“, stöhnt Mecki, „ich hab' auf jeden Fall an der Nordsee keinen einzigen Moskito getroffen, waren wahrscheinlich alle am rammeln.“ „Moskitos rammeln nicht“, sagt Willy, „Kaninchen rammeln, aber nicht Moskitos.“ „Is' mir doch egal, wie die's treiben“, faucht Mecki, „Sex unter Tieren ist doch sowieso scheißlangweilig.“

Das war ein Fehler. Mecki hat wieder einmal Willys Mitteilungsbedürfnis unterschätzt. „Sexualität in der Natur ist keineswegs langweilig“, behauptet er dann auch sofort und legt los mit den neuesten Erkenntnissen der Soziobiologie, beleuchtet danach die modernen Evolutionstheorien und zitiert ausgiebigst den kanadischen Evolutionsbiologen Adrian Forsyth. Alle anderen schalten auf Durchzug und widmen sich intensiv ihren Wein- oder Biergläsern. Nur einmal horchen sie auf, als Willy von der Bettwanze erzählt, „die nicht einmal vor homosexueller Vergewaltigung zurückschreckt“, und auch das Milbenmännchen ist halbwegs interessant, weil es sich „nicht nur mit seiner Mutter, sondern auch mit allen seinen neugeborenen Schwestern paart“.

Hier macht Mecki dann ihren zweiten Fehler. „Jajaja“, sagt sie, „immer nur die männliche Sexualität, ich kann's nicht mehr hören, ihr Rein-raus-Typen habt es so einfach...“ „Halt!“ brüllt Willy, „schon wieder falsch! Du kennst anscheinend die neue These des Genetikers David Germs von der Universität London nicht, nach der sexgierige Männer früher sterben als enthaltsame.“ Die Frauen lachen, die Männer gucken komisch. „Seine These belegt Germs mit einem Versuch an Würmern“, erklärt Willy. „Leben männliche Würmer zusammen, verschwenden sie ihre gesamte Energie für die erfolgreiche Suche nach Weibchen. Hält man sie einzeln, verdoppelt sich die Lebenserwartung, da sie die Hoffnung auf Sex aufgeben. Bei Weibchen spielt dieses Phänomen keine Rolle.“ „Is' nich' wahr“, höhnt Mecki. „Oh doch“, nickt Willy, „erwiesenermaßen leben ja auch Eunuchen rund 13 Jahre länger als lüsterne Männer.“ Jetzt wird's Mecki zuviel: „Eunuchen, Würmer, Bettwanzen, Milben“, jammert sie, „ich wollte doch nur ein bißchen über Sex in der freien Natur plaudern...“ „Ich doch auch“, unterbricht Willy sie, „ich finde das doch auch interessant, hast du zum Beispiel gewußt, daß Fische...“ Es wurde noch ein unterhaltsamer Abend – für Willy.