Briefbomber geständig

■ Historiker bestreitet Version des Wiener Innenministeriums über „klugen Eigenbrötler“

Wien (dpa) – Der vor einer Woche festgenommene mutmaßliche österreichische Bombenbauer Franz Fuchs (48) hat ein Teilgeständnis abgelegt. Es bestehe der „immer dringendere Verdacht“, daß die Behörden „entweder den Einzeltäter oder zumindest einen Mittäter“ gefaßt hätten, sagte Innenminister Karl Schlögl gestern im Wiener Nationalrat. Seit Dezember 1993 wurden durch von Unbekannten verschickte Brief- und Rohrbomben vier Menschen getötet und 15 weitere zum Teil schwer verletzt.

Der als „intelligenter“ Eigenbrötler dargestellte Fuchs habe zugegeben, drei Bekennerbriefe verschickt zu haben und Mitglied der „Bajuwarischen Befreiungsarmee (BBA)“ zu sein, teilte Schlögl mit. Er habe für die „BBA“, die sich zu den Anschlägen bekannt hatte, Ablenkungsmanöver gestartet. Die von ihm gebauten Bomben, von denen er eine bei seiner Festnahme gezündet hatte, sollten zum „Eigenschutz“ dienen. Während das Innenministerium weiter an seiner Einzeltäterthese festhielt, widersprach der Salzburger Geschichtsprofessor Heinz Dopsch gestern dieser Vermutung. Die Autoren der von historischem Spezialwissen strotzenden Bekennerbriefe seien Insider gewesen. Der Techniker Fuchs habe sich ein solches Wissen „nicht im Selbststudium“ aneignen können.