Space-Park irgendwie ganz anders

■ Bisherige Space-Park-Planung verworfen / Köllmann schickte Din-A-4-Zettel: alles ganz anders und 1.000 Parkplätze mehr

Am 2. September schien eigentlich alles klar: Mit großem Aufgebot an Mitarbeitern kam der Chef der Köllmann-Gruppe selbst, Jürg Köllmann, er hatte eigens seinen Urlaub unterbrochen, um im Bremer Congreß-Zentrum mit Werbe-Video und Modellbauten unter Glasvitrine den Space-Park vorzustellen. Doch jetzt sehen Köllmanns Planungen ganz anders aus.

Für 25 Millionen Mark sollten innerhalb von drei Monaten die im September vorgestellten Pläne soweit konkretisiert werden, daß insbesondere die Banken entscheiden könnten, ob sie eine halbe Milliarde Mark für das Projekt geben; für Bremen würde dasselbe gelten. „Bis Ende September“, so erklärte Wirtschaftssenator Hartmut Perschau, sollte die Köllmann-Gruppe eine Banken-Erklärung vorlegen. „Ich lasse mich auf keine Abenteuer ein“, hat der neue Wirtschaftssenator Josef Hattig zu dem Thema Space-Park jüngst im Bild-Interview versichert.

Vier Wochen bevor die Frist abläuft, flatterte dieser Tage in den Bremer Behörden ein neues Din-A-4-Blatt auf den Tisch. Per Hand ist das Datum des 20.9. darauf zu erkennen. Die offizielle ressortübergreifende Planungsgruppe Space-Park des Senats hat sich bis heute nicht damit befaßt und auch keine Erklärung dafür: Dieser neue Plan macht nämlich alle bisherigen Hochglanz-Darstellungen zu Makulatur. Mit ein paar Federstrichen hat der kanadische Architekt ein völlig neues städtebauliches Konzept entworfen. Bisher ging es um Flaniermeilen mit Gastronomie, diversen Attraktionen, Einkaufsmöglichkeiten und die Space-Center-Rakete als Markenzeichen. Die neue Planung: Wie in einem Stadion soll die ganze Anlage sich nach außen hermetisch präsentieren. Und irgendwo am Rande steht zweimal „Factory Outlet“.

Durch die neue zentralistische Architektur ist nebenbei auch die Zahl der Parkplätze von 2.000 auf 3.000 gestiegen. Wenn das bedeutet, daß in den Rentabilitäts-Prognosen von 50 Prozent mehr Besuchern ausgegangen werden muß, dann geht es im Kern um die Wirtschaftlichkeits-Berechnung. Eigentlich hätten die Köllmann-Vertreter mit ihren fertigen Plänen in diesen Wochen die Gespräche mit den Banken führen müssen. Mit dem handschriftlichen Wisch, der den Bremern vorgelegt wurde, sind Verhandlungen nicht denkbar.

Soll der Space-Park bis zur Expo im Sommer 2000 wenigstens in wichtigen Teilen fertiggestellt sein, müßten die planungsrechtlichen Voraussetzungen eigentlich schon längst vorliegen. Bis Ende November, so der 25-Millionen-Vertrag Bremens mit der Köllmann-Gruppe, sollen alle Planungen im Detail durchgerechnet und alle finanziellen Vereinbarungen entscheidungsreif auf dem Tisch liegen. Wenn diese Bemühungen scheitern, soll Ende Januar 1998 alles abgeblasen werden.

Das Wirtschaftsressort hat die Mitglieder der Wirtschaftsförderausschüsse der Bürgerschaft aufgefordert, sich den 15. Januar 1998 für eine „Sondersitzung Space-Park“vorzumerken. K.W.