Zinsen heben für Europa

■ Bundesbank verteuert das Geld leicht – in Absprache mit der Pariser Nationalbank

Berlin/Frankfurt (taz/AFP/rtr) Nach über einem Jahr historischer Tiefstände bei den Kreditkosten hat die Bundesbank am Donnerstag eine Zinsrate leicht erhöht. Der Zentralbankrat erhöhte den als „dritten Leitzins“ geltenden Festsatz für Wertpapierpensionsgeschäfte von 3,0 auf 3,3 Prozent. Das teilte ein Bundesbanksprecher im Anschluß an die Sitzung des Zentralbankrats in Frankfurt am Main mit. Damit müssen die Banken etwas mehr als bisher an Zinsen bezahlen, wenn sie sich für kurze Zeit von der Bundesbank Geld leihen. Die beiden Leitzinsen Diskontsatz und Lombardsatz blieben dagegen unverändert.

Die Bundesbank begründete ihre Entscheidung damit, daß die Inflationsrisiken zugenommen hätten. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU), Industrie und Banken werteten die Entscheidung als angemessene Vorsorgemaßnahme. Das Wachstum sei dadurch nicht gefährdet, weil die länger laufenden Kredite dadurch kaum teurer würden.

Für Ulrich Beckmann, Leiter der Deutschland Research bei der Deutschen Bank in Frankfurt, sind „die binnenwirtschaftlichen Gründe“ wie die Inflationsgefahr nur vorgeschoben, um die Zinsanhebung „geschickter zu verkaufen“. „Das war ein Vorgriff auf eine abgestimmte europäische Geldpolitik“, sagte der Zinsforscher gestern, „wie sie für den Euro nötig wird.“

Die Fakten geben ihm recht. Ein paar Minuten nach der Deutschen Bundesbank hob die Bank von Frankreich ebenfalls den Zinssatz auf 3,3 Prozent. Auch Österreich zog mit. Wenn der Euro eingeführt wird, müssen die Zinsen in den einzelnen Ländern ungefähr auf einem Niveau liegen. Nach der konzertierten Aktion von gestern sind nun über kurz oder lang die Südeuropäer im Zugzwang: ihre Zinsen liegen höher und müssen noch fallen. rem