Zum Wochenend

Es geschieht nicht alle Tage, aber Jutta Ditfurth schreibt uns „in der Hoffnung, daß Ihr den Esoterik-Kongreß in Bremen so bedenklich findet wie wir“. Und dann kommt's: „Allerdings habe ich gehört, daß Ihr zu diesem Kongreß aufruft, ist das wahr?“Ist das wahr? Erlesen Sie den versteckten Gestus. Tazzi, hast Du vom Kartoffelsalat genascht... Tazzi, hast Du wieder Geld aus der Haushaltskasse genommen, ist das wahr? Wie könnten wir nur, strenge Patronin der Aufklärung und der gesellschaftlichen Emanzipation.

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Hat der Generalmusikdirektor Günter Neuhold nun oder hat er nicht? Laut Hamburger Abendblatt hat Neuhold eine Aufführung der von Hans Kresnik inszenierten Fidelio-Oper im Theater am Goetheplatz unterbrochen, um Störer – den SängerInnen zu Liebe – zur Ruhe zu gemahnen. Laut Theatersprecher liegt eine Unterbrechung nur dann vor, wenn der Intendant oder ein Dramaturg auf die Bühne geht und eine Ansprache hält. Das sei nicht der Fall gewesen. Jedenfalls läßt das biedere Opernpublikum (oder eine Schar bestellter negativer Claqueure?) beim Fidelio alle Hemmungen fallen. Auf ins Theater, denn vielleicht spendiert Neuhold eine Unterbrechung als Zugabe, und das geschieht nicht alle Tage.

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Dario Fo hat den Nobelpreis bekommen, und wer reagiert darauf? Ein kleines Städtchen südlich von Bremen, dessen BewohnerInnen man immer noch mit der Phonetik Süke ärgern kann. Die Süker Stadtbibliothek lädt am Sonntag, 11 Uhr, zu einer Matinee unter dem Titel „Nur Kinder, Küche, Kirche“mit Texten Franca Rames und des frischgebackenen Nobelpreisträgers. Aber vielleicht fallen auch Hans Mayer – Sonntag, 11.30 Uhr im Schauspielhaus – Anekdoten über Herrn Fo ein? Angezeigt ist ein Vortrag über Heinrich Heine, aber zuzutrauen ist dem faszinierenden alten Mann alles.

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Um bei den Tips zu bleiben: Nur noch an diesem Wochenende zeigt das Lichthaus jeweils von 12 bis 16 Uhr die Buten-und-Binnen-Fluchtfragmente – Note: unbedingt sehenswert. Auch für den Sonnabend heben wir etwas heraus: Die vom taz-Redakteur moderierte Lesung mit Bommi Baumann um 20.30 Uhr im Jungen Theater. In die Glocke lockt um 20 Uhr das Abschlußkonzert des Bremer Klavierwettbewerbs, derweil das Simon-Nanatov-Quartett zur selben Stunde Bulgakovs „Der Meister und Margarita“im Übersee-Museum vertont. All dies nur drei von ungezählten Veranstaltungen, von denen es nach Ansicht einer Neubremer tazze jeden Abend fünf interessante gibt.

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Der Zirkelschluß mit Seitenhieb auf die AutorInnen mahnender Worte muß wegen einer Eilmeldung entfallen. Das Westend – Kulturzentrum in Arbeitnehmerhand – teilt mit, daß am Donnerstag aus einer Kunstausstellung des Fluchtzeiten-Projekts im Hause zwei Skulpturen Ahmet Boyalis geklaut wurden. Fassungslosigkeit im Westend, wie auch in diesem Hause. taz