Kabinett des Herrn Z.

■ Basketball-Zweitligist BCJ verliert gegen Oldenburg. Saisonziel des Spitzenreiters bleibt dennoch der Aufstieg

Diesen Traum will sich Heiner Zarnack erfüllen. „Ich möchte eine Mannschaft trainieren, in der der Durchschnittsspieler mit der Hand besser paßt als ich mit dem Fuß“, sagte einmal der Trainer des Basketball-Zweitligisten BC Johanneum. Daß der Herr Übungsleiter seinen Schützlingen noch überlegen ist, demonstrierte er vergangenen Samstag abend am Rande des mit 68:80 verlorenen Punktspiels gegen Oldenburg. Einen ins Aus getrudelten Ball kickte Zarnack, mit seinen obligatorischen Holzbotten ausgestattet, genau in die Arme des Schiedsrichters.

Diese Szene hätten sich seine Spieler also genauer anschauen sollen. Denn nach gutem Beginn – 8:0 nach fünf Minuten und 39:30 zur Halbzeit – verlor der BCJ in der zweiten Hälfte völlig seine Linie und mußte gegen den BC Oldenburg-Westerstede das Parkett der Sporthalle Wandsbek noch als Verlierer verlassen.

„Wir haben einfach schlecht gespielt“, war der sonst so wortgewaltige Zarnack kurz nach Spielschluß und der ersten Saisonpleite wenig auskunftsfreudig. Assistent Dieter Nudel Niedlich übernahm kurz das Kommando und widmete sich ausführlich der Taktik der Oldenburger, die gegen den Spitzenreiter immer wieder die 30-Sekunden-Regel clever ausgenutzt hatten: „Dieser Kaugummi-Basketball hätte bestraft werden müssen. Dazu waren wir aber nicht in der Lage.“

Derweil hatte Zarnack wieder zu bekannter Form gefunden. „Wir haben verloren, aber Oldenburg ist kein No-Name-Produkt“, verkündete Zarnack und pries den Markenartikler, der seinem Team „zur rechten Zeit einen Schuß voll zwischen die Hörner“gesetzt hätte: „Die werden noch mehr Spiele gewinnen.“Außerdem: Solange die „Helden von Hamburg“, wie Zarnack die Seinen nennt, die entscheidenden Begegnungen gewinnen, ist ja alles in Ordnung. Die wirklich wichtigen Spiele sind erst in der Aufstiegsrunde, dann sollen die BCJ-Tigers zuschlagen. Im dritten Anlauf soll der Sprung ins Basketball-Oberhaus gelingen. Letztes Jahr versagten Zarnacks Jungs auf ganzer Linie.

So ein Debakel möchte auch BCJ-Manager Andreas Spengler nicht noch einmal erleben, er blickt schon weiter. „Die Sponsoren stehen für die erste Liga bereit“, behauptet Spengler. Der benötigte Etat von mindestens 2,5 Millionen Mark sei zu schaffen. Schon für diese Zweitliga-Saison konnte das Budget von 500.000 auf 800.000 Mark aufgestockt werden.

Die Zuschauereinnahmen spielen bei der Planung für die Basketball-Hochburg Hamburg eine untergeordnete Rolle. Das ist gut so. Gerade einmal 900 Besucher verfolgten am Samstag das Spiel Erster gegen Zweiter. „Zu Top-Events von vier bis fünf Stunden Dauer nach amerikanischem Muster“sollen die BCJ-Heimspiele in der ersten Liga mutieren. Doch Cheerleader und ein lebendiger Stofftiger sind nur ein bescheidener Anfang. Die Kundschaft wird so dauerhaft kaum zufriedenzustellen sein. Auch nicht mit Kabinettstücken des Trainers. Thomas Schubert

Die Korbschützen des BCJ: Howard (10/davon 3 Freiwürfe), Amundsen (14/2), Bragason (12/2), Broderick (10/4), Heinichen (12/2), Buschin (8/3) und Karstens (2/2). Lokarivale Rist Wedel verlor 78:80 in Paderborn. Der BCJ (10:2-Punkte) bleibt Erster. Rist (6:6-Punkte) liegt auf dem sechsten Rang.