Aufruf zum Siemens-Boykott

■ Parallel zum 150jährigen Firmenjubiläum im ICC forderten 1.000 DemonstrantInnen die Entschädigung für ZwangsarbeiterInnen. Podiumsdiskussion zu "Atomkraft Siemens"

Das 150jährige Firmenjubiläum von Siemens wurde von zahlreichen Gegenaktionen begleitet. Zum Internationalen Congress Centrum, wo 2.500 Manager über die Ziele des Unternehmens debattierten, zogen am Samstag rund 1.000 Siemens-GegnerInnen. Ihre Hauptforderungen an den Weltkonzern waren die Entschädigung der ZwangsarbeiterInnen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der Ausstieg des Atom- und Elektromultis aus der Produktion von Atomkraftwerken.

Vor dem Beginn der Siemens- Galafeier am Sonntag ließen die „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW) vor dem Messezentrum einen Zeppelin in die Luft steigen. Aufschrift: „Bevor wir in die Luft gehen, Stop Siemens AKWs“.

Unter dem Motto „Atomkraft Siemens – Das schwarze Schaf in der Familie“ diskutierten zirka 50 Menschen auf Einladung der IPPNW gestern über einen Boykott von Siemens-Produkten. Unter den TeilnehmerInnen im Internationalen Studienzentrum am Theodor-Heuss-Platz waren auch der Direktor des Max-Planck-Institutes in München und Träger des alternativen Nobelpreises, Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, und der Tschernobyl-Experte und Leiter des Otto-Hug-Strahleninstitutes in München, Prof. Dr. Edmund Lengfelder. Die beiden renommierten Wissenschaftler unterstützen den Boykottaufruf.

Jürgen Hölzinger, Arzt und Leiter des Berliner Arbeitskreises der IPPNW, erhofft sich für den Boykott einen ähnlichen Erfolg wie beim Shell-Konzern in den vergangenen zwei Jahren. Der Ausdruck „Boykott“ gefalle ihm jedoch nicht, er bezeichne es lieber als „Siemensausstiegshilfe“. Der Konzern habe sich am Bau aller 19 Atomkraftwerke beteiligt, die in der Bundesrepublik gegenwärtig in Betrieb seien. Außerdem entwickle der in Berlin gegründete Weltkonzern gerade einen neuartigen Siedewasserreaktor und zusammen mit der französischen Firma Framatome den sogenannten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR). Zirka 130 Gruppen, unter ihnen kirchliche und politische Gruppen sowie Umwelt- und Anti-Atom-Bewegung, haben sich zusammengeschlossen, um Siemens zum Ausstieg aus über drei Jahrzehnten Atomkraftproduktion zu bewegen. Elke Eckert

Informationen bei: Siemens-Boykott, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, Tel. 2044784

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