„Keine SPD als CDU“

■ Für den Grafiker Klaus Staeck ist Oskar Lafontaine der bessere Kanzlerkandidat der SPD

Günter Grass, Dieter Hildebrandt, Walter Jens, Johannes Mario Simmel, Klaus Staeck und andere Linksintellektuelle haben in einem offenen Brief dargestellt, „was wir von der SPD erwarten“. Klaus Staeck hat den Aufruf initiiert.

taz: Welchen Kandidaten erwarten Sie denn?

Staeck: Es geht immer um Inhalte und Personen. Die größere Chance, zu Erfolgen zu kommen, besteht dann, wenn Personen und Politik übereinstimmen. Entsteht eine Kluft, geht das schief. Das haben genügend Wahlen bewiesen, zuletzt in Hamburg, davor in Baden-Württemberg. Auch ein „everybody's darling“ kann nicht siegen, wenn seine Politik nicht mit seiner Partei identifiziert wird.

Ihr Aufruf wird Oskar Lafontaine besser gefallen als Gerhard Schröder. So geißeln Sie zum Beispiel einen prinzipienlosen Modernismus. Schröders Kurs ist das nicht.

Wir erheben Forderungen in der Sozial-, Umwelt- oder Ausländerpolitik, bei deren Berücksichtigung wir bereit sind, den Kandidaten zu unterstützen, der unser Programm vertritt.

Können sich die Intellektuellen aus dem Umfeld der SPD also eher mit Lafontaine verbünden als mit Schröder?

Unsere Erwartung heißt zunächst Lafontaine, weil er als Vorsitzender der Partei die Rahmendaten setzt, nicht Außenstehende oder Medien. Ein Politikwechsel ist uns wichtig und daß er glaubhaft vertreten wird. Für ein „Weiter so“ à la CDU sind wir nicht zu haben. Nur zwischen Schweinepest und Rinderwahn wählen zu können, ist keine Alternative zu Kohl. Eine auf CDU frisierte SPD und ein paar neue Krawatten reichen da nicht.

Heißt das, beim Kandidaten Schröder wäre das Engagement mancher Linksintellektueller geringer?

Wenn es bei den bisherigen Botschaften bleibt, werden sich sicher viele zurückziehen, weil sie einen glaubhaften Politikwechsel nicht oder noch nicht erkennen können. Interview: Holger Kulick