Kein safer way im Supermarkt

Der drohende Verkauf der Pro-Märkte verunsichert die Belegschaft  ■ Von Karin Flothmann

Die Verunsicherung ist groß. „Eines Tages tauchten ohne Voranmeldung Herren in dunkelblauen Anzügen und mit Zollstock in den Filialen der Hamburger Pro-Märkte auf.“Ohne Fragen zu beantworten, ohne ihr Tun näher zu erläutern. Lutz Eilrich von der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) kann die Ängste der insgesamt 3.100 Pro-MitarbeiterInnen gut verstehen. Denn mittlerweile ist klar, die Lebensmittelkette Pro-Hamburg, zu der auch sämtliche Safeway-Filialen gehören, wird verkauft – und zwar zu hundert Prozent. Darauf einigten sich die EigentümerInnen Anfang des Monats.

Zu 50 Prozent gehört Pro der in Dortmund ansässigen Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel, die auch Beteiligungen an Allkauf-Märkten hält. Die andere Hälfte der Kette ist im Besitz der co op Schleswig-Holstein in Kiel. Beide Konzerne, so behauptet Gewerkschafter Eilrich, hätten nur Geld aus Hamburg abgezogen und nie investiert. Nur dadurch sei die Pro ins Schlingern geraten.

„Das ist eine faustdicke Lüge“, kontert Ingo Schelkmann, Vorstandsmitglied der Dortmunder Konsumgenossenschaft. Im Gegenteil, es sei viel zu viel Geld investiert worden, und das, obwohl bei Pro „nach wie vor rote Zahlen“geschrieben würden; 1996 etwa sei „ein zweistelliger Millionenverlust“eingefahren worden. Interesse an den 154 Pro-Filialen in Hamburg und Umgebung zeigten viele, von Edeka über den Tengelmann-Konzern bis hin zur Spar AG. Noch seien alle Interessenten im Rennen, behauptet Klaus-Dieter Volke, ebenfalls Vorstandsmitglied der Konsumgenossenschaft. Ein endgültiges Angebot hingegen hat nur die Schenefelder Spar vorgelegt. Und das wird heute sicherlich den Aufsichtsrat der Co op in Kiel auf seiner turnusmäßigen Sitzung beschäftigen. Denn verkauft er seine 50 Prozent an Spar, so holt er sich einen starken Konkurrenten direkt vor die eigene Haustür.

Auch die Beschäftigten der Hamburger Pro-Märkte werden sich in dieser und den kommenden Wochen auf insgesamt 14 Teilbetriebsversammlungen mit dem anstehenden Verkauf auseinandersetzen. „Die Motivation in den Läden ist überall gleich Null“, weiß Claus Barg, Betriebsratsvorsitzender bei Pro-Hamburg. Er wünscht sich, daß Pro als ein Gesamt-Unternehmen erhalten bliebe.

Kauft Spar die Läden auf, so hätten alle Mitarbeiter zunächst ein Jahr lang „Bestandsschutz“. Doch was geschieht dann? Spar setzt seit einigen Jahren zunehmend auf das Franchise-Prinzip: Kleinere Läden gehen an selbständige Betreiber und haben nur noch Abnehmerverträge mit der Spar AG. Aus einem Großbetrieb würden so viele kleine Unternehmen, in der Regel ohne Betriebsrat, oft auch ohne gesetzlichen Kündigungsschutz für die Mitarbeiter. Für Betriebsrat Barg ein Horrorszenario: „Daran mag ich noch gar nicht denken.“