Unerwünschter Besuch von Nicht-Verwandten

■ Naturschützer aus drei Bundesländern überreichen Einwendungen gegen Elbvertiefung

Die Mitarbeiter des Amts für Strom- und Hafenbau empfingen die Delegation mit der Miene, die üblicherweise unerwünschtem Verwandtschaftsbesuch zuteil wird. Reingelassen wurden die Vertreter vom Förderkreis Rettet die Elbe, Naturschutzbund (Nabu) Hamburg, Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein, der Umweltstiftung WWF, dem niedersächsischen Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz sowie vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gestern dann aber doch. In den heiligen Behördenhallen in der Dalmannstraße überreichten sie fristgerecht ihre Protestschreiben und Einwendungen gegen die geplante Elbvertiefung.

Das Ausbaggern der Fahrrinnen zwischen Hamburg und Cuxhaven, für das noch in diesem Jahr die Vorarbeiten beginnen sollen, halten die Naturschutzverbände für umweltschädlich: „Die Elbvertiefung schädigt wertvolle Biotope, ist wirtschaftlich nicht zwingend begründet und in der Planung rechtswidrig“, erklärten sie. Die Sturmflutgefahr steige, wertvolle Flachwasserzonen würden hektarweise zerstört, und die von der Behörde vorgeschlagenen Ersatzmaßnahmen könnten die ökologischen Schäden nicht ausgleichen. Weil außerdem der Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Schierlings-Wasserfenchels vernichtet werden solle, wollen sich die Verbände bei der Europäischen Kommission in Brüssel beschweren.

Zudem sei der Kostenaufwand – nach unterschiedlichen Angaben zwischen 200 und 250 Millionen Mark – „nicht zu rechtfertigen“. Nur wenige Containerschiffe müßten aufgrund ihres Tiefganges eine kurze Wartezeit in Kauf nehmen. „Die geplante Vertiefung nützt nur einigen wenigen Reedern.“

„Ja, hm“, murmelte Hans Aschermann, von der Wirtschaftsbehörde mit der leidvollen Aufgabe betraut, das Genehmigungsverfahren (Behördendeutsch: Planfeststellungsverfahren) zu leiten. „Wir werden alle Einwendungen prüfen“, versicherte er lapidar. Die Aussicht auf Erfolg dagegen wird als gering angesehen: Nachdem bereits Niedersachsen und auch das rot-grün regierte Schleswig-Hol-stein der Elbvertiefung zugestimmt haben, gilt auch das Ja-Wort der Hamburger Grünen bei den heutigen Koalitionsverhandlungen als wahrscheinlich. Doch dürften die GALischen Unterhändler ihre Zustimmung mit Bedingungen im Umweltbereich verknüpfen.

Heike Haarhoff