Huber: Aufbruchssignal für Reform

■ Paritätischer Wohlfahrtsverband und Ärztekammerchef Huber wollen grundlegende Reform der städtischen Kliniken. Senatsgesundheitsverwaltung reagiert sehr zurückhaltend auf Angebot

Das Angebot des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV), alle elf städtischen Kliniken zu kaufen, ist von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales gestern sehr zurückhaltend aufgenommen worden.

Wenn es überhaupt zu einem Verkauf der Kliniken komme, müsse eine Ausschreibung erfolgen, erklärte Pressesprecherin Gabriele Lukas. Ob der Senat überhaupt verkaufen wolle, hänge auch davon ab, ob ein potenter Käufer gefunden werde. „Es gibt nichts, was den Paritätischen Wohlfahrtsverband prädestiniert, alle Kliniken zu übernehmen“, sagte Lukas. Andere Träger leisteten auch eine gute Versorgung. Der Verband habe auch noch kein Betreiberkonzept eingereicht.

Dies soll Anfang November vorgelegt werden, erklärte DPWV-Sprecherin Elfi Witten. Das Projekt sei vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt. Die Landesbank hat Interesse signalisiert, den Kaufpreis von 1,5 Milliarden Mark zu finanzieren. Dabei sollen auch ungenutzte Klinikgrundstücke verkauft oder bebaut werden.

Die Übernahme durch den DPWV wäre mit einer grundlegenden Reform der Arbeitsorganisation verbunden, erklärte gestern Ärztekammerpräsident Ellis Huber, der zugleich Mitglied des DPWV-Vorstands ist. „Unser Projekt ist ein Aufbruchssignal für die Beschäftigten.“ Sie müßten mehr Mitbestimmungsrechte bekommen, eine neue Führungskultur müsse einkehren. Über Betriebsbeteiligungen könnten die Angestellten auch finanziell von dem Modell profitieren. Betriebsabläufe sollten optimiert werden.

Ziel seien weniger Verwaltungskräfte und eine bessere Versorgung der Patienten. Huber ist überzeugt, daß die Kliniken 10 bis 20 Prozent preiswerter arbeiten könnten. Das Defizit der Krankenkassen, das vor allem durch hohe Klinikkosten verursacht wird, ließe sich dadurch abbauen. „In allen Kliniken ist innovatives Potential in der Belegschaft vorhanden, das aber durch eine unfähige Leitung blockiert wird“, so Huber.

Die Kliniken sollen als eigenständige GmbHs unter dem Dach einer Holding organisiert werden. Auf Nachfrage erklärte Huber, daß er sicherlich für eine Leitungsfunktion in Frage käme. Mit einer Übernahme der Kliniken noch in dieser Legislaturperiode rechnet er allerdings nicht. Auch käme eine teilweise Übernahme in Frage: „Das Konzept läßt sich auch mit fünf Kliniken verwirklichen“, so Huber. Die Bedenken der ÖTV, die Nachteile für die Beschäftigten befürchtet, wies Huber zurück: „Arbeitsplatzsicherheit ohne Innovationsfähigkeit ist heute nicht mehr zu haben.“ Dorothee Winden