Scientologen-Konferenz im Kempinski

■ Die "Konferenz für Menschenrechte und Religionsfreiheit" soll einen Tag nach der Scientologen-Demo am 27. Oktober stattfinden. Noch vor anderthalb Jahren hatte sich das Hotel gegen eine Vermietung an de

Die „Konferenz für Religionsfreiheit und Menschenrechte“ der Scientologen wird im Hotel Kempinski stattfinden. Dies erklärte gestern die Pressesprecherin der Berliner Scientology-Organisation, Ute Koch, gegenüber der taz. Die Konferenz am 28. Oktober ist neben einer Demonstration am Vortag Teil eines zweitägigen Spektakels, mit dem der Sektenkonzern gegen seine angebliche Diskriminierung in Deutschland vorgehen möchte. Zeitgleich zur Konferenz entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Berlin, ob es sich bei dem „Verein Scientology Neue Brücke“, der baden-württembergischen „Mission der Scientology- Kirche“, um eine Religionsgemeinschaft handelt oder einen Verein, der sich in erster Linie wirtschaftlich betätigt.

Mit der Vermietung von Räumlichkeiten an Scientology hat das Kempinski-Hotel seine ursprüngliche Haltung gegenüber der Sekte revidiert. Noch vor anderthalb Jahren hatte die damalige Kempinski-Sprecherin Rita Sander gegenüber der taz erklärt, eine Vermietung an Scientology komme nicht in Frage. Die restriktive Haltung des Hotels stand im Zusammenhang mit der Vermietungspraxis des Forum-Hotels, das trotz Protesten des Betriebsrats einen Konferenzsaal für die „Flag World Tour“ an die Scientologen vergeben hatte. Eine Stellungnahme der derzeitigen Kempinski-Sprecherin Sabine von Ommen zu der nunmehrigen Vermietung an Scientology war gestern nicht zu erhalten.

Mit der Vermietung an Scientology setzt sich das Kempinski, das auch das Hotel Adlon am Pariser Platz betreibt, über einen Ratschlag von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) hinweg, für den Scientologenaufmarsch keine Räume zur Verfügung zu stellen. Wer mit Psychokrieg und totalitären Methoden Macht über Menschen sowie gesellschaftliche und staatliche Institutionen anstrebe, erklärte Schönbohm gestern anläßlich der Vorstellung einer Informationsbroschüre des Landesamtes für Verfassungsschutz, müsse auf den geschlossenen Widerstand aller Demokraten stoßen.

Erst am Samstag hatte die taz darüber berichtet, daß die Messe GmbH die Verhandlungen mit Scientology über die Vergabe der Deutschlandhalle abgebrochen hatte. Dort sollte nach Angaben der Sekte am Nachmittag des 27. Oktober ein „Konzert für Religionsfreiheit“ stattfinden.

Als Reaktion auf den Abbruch der Verhandlungen durch die Messe GmbH haben die Scientologen inzwischen ihre Demoroute geändert. Statt am Brandenburger Tor zu beginnen und an der Deutschlandhalle zu enden, soll die Demo nun in umgekehrter Richtung verlaufen. Damit, so Scientology-Sprecherin Koch, solle gegen die „Diskriminierung“ durch die Messe GmbH demonstriert werden. Die Gesellschaft, so lautet der Vorwurf, habe die Vertragsverhandlungen einseitig aufgekündigt. Messesprecher Michael Hofer hatte dagegen erklärt, es habe keine Einigung über die Inhalte des Vermietungsvertrags gegeben. Uwe Rada