Cassini bleibt am Boden

■ Computertrouble und schlechtes Wetter verhinderten den Start der Sonde

Berlin/Cape Canaveral (taz/ dpa/AP) – Wegen stürmischen Wetters in Cape Canaveral und Computerproblemen mußte die Nasa gestern mittag den Start der US-Saturnsonde Cassini 15 Minuten vor dem geplanten Zünden verschieben: Ein neuer Startversuch soll nicht vor Mittwoch versucht werden. Orkanwinde von bis zu 160 Stundenkilometern in 11.000 Meter Höhe hätten im Falle einer Explosion der Titan-Trägerrakete die Trümmer und Dämpfe an die Küste von Florida geweht, sagte der Nasa-Meteorologe Scott Jacobs.

Die Nasa fürchtete dabei keine Gefährdung durch die 33 Kilo Plutoniumoxid, die Cassini für seine Strombatterien an Bord hat, sondern durch die 840 Tonnen giftigen Treibstoff, der die gewaltige Trägerrakete anfeuern soll: eine Mischung aus Stickstoffoxid, Salzsäure und vor allem Hydrazin, einer giftigen Stickstoff-Wasserstoff- Verbindung. Tatsächlich wäre auch die Plutoniumverseuchung durch den Wind deutlich schlimmer geworden, falls die radioaktiven Batterien einer Explosion nicht standgehalten hätten.

Die Trägerrakete vom Typ Titan-IV-B soll die Sonde Cassini und die europäische Tochtersonde Huygens gemeinsam auf eine siebenjährige Reise zum Saturn schicken. Huygens soll auf dem Saturnmond Titan landen. Umweltschützer fordern wegen der Plutoniumbatterien den Abbruch der Mission. Das US-Bundesgericht in Hawaii hatte ihre Klage erst am Wochenende abgewiesen und den Start freigegeben. Für und gegen Cassini protestierte gestern jeder auf seine Weise: Während 70 Gegner ihren Protestort neben der Startrampe aufgaben und vor das beruhigend weit entfernte Weiße Haus verlegten, versammelten sich gestern Ingenieure und Wissenschaftler der Nasa, die an der Entwicklung des Saturn-Projekts beteiligt waren, mit ihren Familien am Kennedy-Space-Center, um so zu demonstrieren, daß vom Plutonium in der Saturnsonde keine Gefahr ausgehe. urb