Mil-lern-to-hor

Marin dringt auf Wehlmann ein: Wenn st. paulianische Fußballer eine CD promoten  ■ Von Judith Weber

Irgendwann bei der zweiten Strophe muß sich Carsten Wehlmann den Text gemerkt haben. Er zerknüllt seinen Spickzettel, der Ersatz-Torwart, und trifft damit einen Wollmützenträger am Kopf; während um ihn die dritte Strophe tost, die Wehlmann verpaßt, weil er Marcus Marin den Textzettel klaut. Auch der zweite Wisch fliegt ins Publikum, wo er gevierteilt wird, zerfetzt und von schwitzenden Fingern umklammert.

Marin lacht und entfernt sich vom Mikro. Er dringt auf Wehlmann ein und packt seine Schulter; Wehlmann faßt nach Springer, der sich an Meggle festhält. Und sie schunkeln. Die Melodie ist von den Ärzten geklaut und das soll sie auch sein, am Dienstag abend in der „Großen Freiheit“. Eine CD namens „Götterdämmerung“wird beworben, die am nächsten Montag auf den Markt kommt: „33 Bands und 11 Fußballer“singen Ärzte-Lieder. Also kommt erst eine Punk-Gruppe auf die Bühne und dann noch eine, nur daß die zweite nackt ist. Dann drängeln alle BesucherInnen mit „No Sleep at Millerntor“-Sweatshirts nach vorne, weil jetzt „die Kickermannschaft des FC St. Pauli“dran sein soll. Doch nur vier Spielern hat Trainer Eckhard Krautzun erlaubt, vorzusingen: dem rückenkranken Marin, Ersatztorwart Wehlmann, Mannschaftsneuling Thomas Meggle und Christian Springer.

Weil Mil-lern-tor genausoviele Silben hat wie Wes-ter-land, haben sie das Heimweh-Lied der Ärzte umgedichtet. „Wie oft tat uns der Hintern weh“, gröhlt Marin. Wehlmann knufft ihn, derweil zwei Mikros weiter Christian Springer schon wieder nach Maggles Nacken langt und vom „Mil-lern-Tor“singt. Das soll der HSV am Vo-holks-park mal nachmachen.