■ Cash & Crash
: Werner geht an die Börse

Geld verdienen kann man mit allem. Viel Geld verdienen kann nur, wer eine Marktlücke entdeckt. Comic-Zeichner Rötger Feldmann und sein Verleger Jens Nieswand fanden in den achtziger Jahren mit dem schleswig-holsteinischen Blödler Werner eine Nische in dem mit ausländischen Produktionen besetzten Comic-Markt. Kursierten die Werner-Geschichten um Bier und Motorräder aus dem Kleinverlag zunächst jahrelang nur an der Küste, konnten sich bald in ganz Deutschland Leser über Werner amüsieren. Ein erstaunlicher Erfolg angesichts der Blödeleien in Pseudo-Norddeutsch. Der Durchbruch für Rötger Feldmann kam 1990 mit dem Werner-Film „Beinhart“. 5,4 Millionen Menschen strömten ins Kino, um den animierten Werner zu sehen. Der zweite Werner-Film („Das muß kesseln“) war mit 5,6 Millionen Zuschauern gar der erfolgreichste Start eines deutschen Films. Die Gewinne aus den Filmen kamen jedoch abzüglich der Tantiemen immmer der Produktionsfirma zugute. Die Millionen aus dem dritten Werner-Film, der 1999 herauskommen soll, wollen Feldmann und Nieswand nun endlich selbst behalten. Mit ihrer 1995 gegründeten Achterbahn Aktiengesellschaft gehen sie am 21. Oktober an die Berliner Börse. Gestern teilte die als Emissionshaus fungierende Berliner Freiverkehr (Aktien) AG die Spanne für den Ausgabepreis mit. Zwischen 68 und 75 Mark müssen Anleger für eine Werner-Aktie bezahlen. Bis zum 20. Oktober können sie ordern, einen Tag später geht die W-Aktie in den Berliner Freiverkehr. 280.000 Stammaktien zum Nennwert von fünf Mark wollen Feldmann und Nieswand ausgeben. Damit werden 35 Prozent der Achterbahn-Aktien gestreut. Die beiden Gründer bleiben mit 520.000 Aktien Großaktionäre. Mit dem eingenommenen Geld wollen sie das Kapital um vier Millionen Mark erhöhen. Der Erlös aus der Neuemission von 19 bis 21 Millionen Mark soll in den dritten Werner-Film fließen, um die „Erträge im eigenen Hause zu erwirtschaften“, heißt es im Geschäftsbericht. Außerdem soll die „Internationalisierung der Werner-Figur“ vorangetrieben werden. Die Berliner Freiverkehr sieht großartige Gewinnchancen für die Achterbahn AG. Nach 323.000 Mark in diesem Jahr soll er 1998 auf 1,94 Millionen und 1999 gar auf 7,17 Millionen Mark steigen. ufo